Grüß Euch, ich melde mich ganz bequem über Euren “Kontakt”.
Meine jüngere Schwester hat uns heute beim Familien-Skype von Euch berichtet. Eure Idee, die Rezepte aus den Küchen der kleinen Leute nicht zu vergessen, finden wir einfach großartig. Meine seelige Ur-Großmutter hat uns ein sehr, sehr altes und sehr, sehr, sehr genutztes Kochbuch nachgelassen. Auch meine Großmutter und meine Mutter haben sich hiermit tüchtig befasst und es recht häufig bei der Speisenzubereitung offen daneben liegen gehabt.
Das sieht man dem Büchlein tatsächlich auch an. Wirklich erschöpft sieht es aus. Es ist so im Jahre 1840-1845 gedruckt. So ganz sicher kann ich die letzte Ziffer nicht mehr erkennen.
Wir haben verabredet, Euch noch heute anzuschreiben und unser Mitmachen anzubieten.
Nun gebe ich Euch etwas zum Besten, was ganz bestimmt zur Küche der kleinen Leute gehört und bei ihnen auf den Esstischen stand. Ich fühle mich angespornt und wenn Ihr mögt, suche ich Euch gern weitere Rezepte heraus, da stehen überraschend recht viele im Büchlein, die bestimmt zu diesen Küchen zu rechnen sind.
Schon traurig, ich habe niemals über diese Vorfahren nachgedacht, die in Bürger- oder Herrenhäusern dienten aber dort nicht wohnten.
Concierge hat mir mitgeteilt, dass er zusammen mit dem Rezept gern ein Autorenfoto von mir veröffentlichen würde. Da hat sich meine kleine Schwester vorgedrängelt und eines von ihr beigefügt. Ist es Euch recht, wenn ihr ihr Bild als Titelbild nehmt? Sie wird das sicherlich freuen.
“Tabea” – 13.03.2021
Antwort von Concierge: Wie besprochen setzen wir das Bild “on Top”. Machen wir gern. Über dieses und weitere Rezepte aus Eurem “durch Mitarbeit strapazierten” Kochbuch freuen wir uns sehr. Im Namen von uns allen sage ich danke.
Kartoffel-Nudeln
Die Kartoffeln werden gekocht ehe man sie braucht und auf einem Reibeisen gerieben, dann mengt man 2 Theile Kartoffeln und 1 Theil Mehl zusammen; legt in eine Casserole ein Stückchen Butter und 3 bis 4 Eier, mischt alles gut unter einander und macht Nudeln davon.
Nun kocht man sie in kochendem Wasser ab und schüttet sie, wenn sie abgekocht sind, durch einen Seiher.
Sind sie kalt geworden, dann bäckt man sie in einer Pfanne; sind sie unten und oben gebacken, so verkläppert man einige Eier, thut etwas Salz dazu und gießt es über die Nudeln, läßt sie noch ein wenig kochen und richtet sie dann an.
Tabea: “Dazu gab wohl eine passende Sauce, mit Mehl angedickte Gemüsesuppe, gedünsteten Blumenkohl, Rosenkohl, Bohnen, Erbsen, Schlacht-Innereien (die waren damals keineswegs so verpönt wie heut), Haschee, Mus (Pastete) aus Geflügelklein, geröstetes Brot, geröstete Semmel, einfache Wurstwaren, Brühwurst udgl.
Eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Was meint Ihr?”
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Unser Baumeister zeigt uns heute aus alten Dokumenten wieder Beispiele genialer Baukunst, wie sie an europäischen Gebäuden des frühen 19. Jahrhunderts verwirklicht wurde.
Zu jener Zeit boten mannigfaltige Reiseberichte mit opulenten Zeichnungen römischer und helenischer Originale den Sehnsüchten romantisierender Bauherren mit ausreichenden Vermögen reichlich Vorlagen für die anstehenden Bauvorhaben.
2-fach Skizze “Zwey Antique Capiteeler” und
4-fach Skizze “Alte und Neue …. Gebälcke”
Arc.Kruse AG, 13.03.2021
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Vor einem Monat veröffentlichte ich hier die ersten Artikel über die Vorstellungen des “Hausherren” Pastor Ziehnert über das Leben und Treiben einer dem Manne seit Generationen zu Heirat, Hausfrauendasein und Kinderkriegen bestimmten Gattin und Wirthschafterin in EINES MANNES Hausstand.
Ja, der Hausstand gehörte dem Manne, seine Frau (man beachte den Wortlaut “seine”) hatte ihm zu gehorchen, seinen häuslichen Besitz in seinem Sinne zumindest werterhaltend zu bewirthschaften und die unter ihr zu dienenden Gehilfen zur gefolgsamen Arbeit anzuhalten.
Das war zur damaligen Zeit quasi bereits Grundsubstanz der Muttermilch, musste aber dennoch in der eloquenten Ausführung erlernt und permanent optimiert werden.
Heute veröffentliche ich Teil 2 von den väterlichen Vorstellungen des Pastor Ziehnert, die er über seine Frau an seine Tochter herantragen ließ, um diese heiratsfähig herzurichten, damit sie ihm nicht ewig auf der Tasche liegen würde. Statt dessen sollte eine wohlgeratene und auf die Ehe trainierte Tochter wirtschaftlich vorteilhaft heiraten können. um ihren über alles “geliebten” Vater in dessen Alter eventuell sogar versorgen, zumindest unterstützen zu können. Rentenversicherung gab es ja nicht.
Da es Wunschkinder eigentlich auch nicht gab – eher eheliche oder voreheliche Unfälle – mussten die Kinder ihr Dasein sinnvoll nutzend eine Aufgabe bekommen. Bei Mädchen gab es nicht so sehr viel Auswahl. Entweder gut einheiraten oder als Dienstmädchen mit Kost und Logie in einen fremden Haushalt. Meist in der Stadt, wo es bereits ein unerhörtes Überangebot an arbeitssuchenden Hausmädchen udgl. gab.
Die Aussichten waren für unerfahrene Mädchen echt mies.
Zweites Bild.
Die Schlafstube.
Nachdem Lyna mehrere Wochen hindurch das Wohnzimmer in der besten Ordnung erhalten hatte, trug ihr die Mutter auf, nun eine Zeitlang für die Schlafstube zu sorgen, und zu lernen, was für diesen Theil des Hauses einer guten Wirthin zukomme.
Die Schlafstube ist ein eben so, ja fast noch wichtigerer Theil des Hauses und der weiblichen Pflege, als das Wohnzimmer. Gefällt es uns in diesem nicht, so können wir es auf kurze oder längere Zeit verlassen; in der Schlafstube aber müssen wir, und noch dazu schlafend aushalten. Wenn die Wohnstube uns den Tag über mit ihren Geschäften ermüdet hat, so suchen wir dann in dem Schlafgemach Stärkung und Ruhe.
Das Erste, was daher in dieser Hinsicht eine gute Hauswirthin zu thun hat, ist, wenn sie nicht durch die Nothwendigkeit beschränkt wird, zum Schlafen für die Familie ein helles, geräumiges und freundliches Plätzchen zu wählen, wie unsere Schlafstube ist. In einer solchen läßt sich Ordnung und Reinlichkeit leichter, als in einem engen beschränkten Kämmerchen erhalten. Doch weiß auch manche arme Hausmutter ihr Stübchen nett und angenehm zu machen, da es hingegen zuweilen in den Wohn- und Schlafzimmern der reichsten Leute ungesund und unfreundlich ist.
Zu der Freundlichkeit einer Schlafstube gehört dann aber auch eine freie, angenehme Aussicht. Du lächelst, meine Tochter, und denkst, des Nachts sieht man ja nichts. Des Nachts allerdings nichts, wenn man nämlich schläft. Wenn man aber wacht — wenn man schlafen gehn will, oder aufgestanden ist, dann ist eine freie, freundliche Ansicht höchst wünschenswerth. Weißt du nicht, wie manchmal der Vater, wenn er Abends ermüdet ist, und sich den Tag lang über die Albernheiten und Thorheiten der Menschen geärgert hat, verdrüßlich noch ein Weilchen vor dem Schlafengehen durchs Fenster schaut, und dann erheitert mit einem frommen Dankgebete auf sein Lager steigt. Der nächtliche Anblick des Sternenhimmels, oder der milde Schein des Mondes führte sein Herz aus dem engen Berufsleben wieder in die weite Welt und zu ihrem Schöpfer, zum Menschenvater. Mancher, den Mißmuth, Sorge und Kummer in der Nacht weckte, nimmt seine Zuflucht zu einem Blick in die schweigende Nacht. Alles schläft und ruht, aber für Alle und über Alle wacht Gott, und so verläßt er auch den Bekümmerten nicht. Und endlich hüpfst du ja selbst oft, kaum erwacht, an das Fenster, um dich an dem freundlichen Morgen zu laben. Ein freundliches Schlafgemach mit freier Aussicht ist ein herrlicher Lebensgenuß. Wir haben ihn, meine Tochter, und du sollst nun lernen, ihn zu erhalten und wo möglich zu erhöhen.
Ich will thun, was in meinen Kräften steht, erwiederte Lyna mit Rührung, um Ihnen, gute Mutter, und dem lieben Vater und uns Allen diesen Lebensgenuß zu erhalten und zu bewahren.
Wenn die ganze Familie aufgestanden ist, unterrichtete nun die Mutter ihre gelehrige Tochter, trägst du Marien auf, das Nachtgeschirr hinauszutragen und zu reinigen, und es dann an die Luft zu setzen; denn nichts ist schädlicher und verdirbt die Schlafgemächer mehr, als die scharfe Ausdünstung, die aus diesen Geschirren aufsteigt.
Eben so schnell muß auch der Nachtstuhl, wenn er in der Nacht gebraucht worden ist, gereinigt werden, weil seine Ausdünstungen noch verderblicher sind. Daher sind viele, wie auch der unsrige, mit eisernen Handhaben versehn, um ihn nicht in der Stube öffnen zu dürfen, sondern gleich ganz hinaustragen zu können. Was hilft es aber, wenn man die Nacht-Erkältungen vermeidet, und dafür pestartige Dämpfe einathmet !
Wenn das geschehn ist, dann öffne die Fenster und laß erst eine kurze Zeit die angehäuften Dünste verfliegen. Dann fegst du sorgsam die Ecken und Winkel, damit sich keine Spinnen und ähnliches Ungeziefer einnisten, weil das uns im Schlafe stören, erschrecken, ja gar schaden kann. Dann werden die Betten gemacht. Weil es dir aber damit gehen möchte, wie jüngst beim Scheuern, so soll dir Marie helfen und dir die dabei nöthigen Vortheile zeigen.
Das geschah am nächsten Morgen. Nachdem die Geschirre fortgeschafft, die Fenster geöffnet und abgekehrt waren, kam Marie, und hatte sich ein altes Tuch über den Kopf gebunden.
Wie sieht sie denn aus, Marie? Das Tuch steht ihr schlecht, sagte Lyna.
Es soll auch kein Putz seyn, entgegnete diese freundlich, sondern nur, so lange ich bette und kehre, ein Schutz der Haare und des Kopfes gegen Staub und Federn; und Sie thaten wohl, wenn sie sich auch eins umbanden. Das that Lyna, und nun begann das Geschäft, das einen größern Einfluß auf des Menschen Wohlbefinden hat, als man anfangs glaubt; denn ein schlecht gemachtes Bette verdirbt den Schlaf, und ein gestörter Schlaf macht uns einen mißmuthigen Tag, und Mißmuth bringt uns um die Genüsse des Lebens; daher „ein Bette gut machen zu können” eine sehr bedeutende Empfehlung eines weiblichen Dienstbotens ist. Marie hatte das Verdienst, und war daher für Lyna eine treffliche Lehrerin.
Weil aber Dienstboten oft eine Arbeit recht brav thun, ohne sich darüber erklären zu können; so fand es die Mutter immer für gut, selbst dabei zu seyn und ihre Anmerkungen zu machen.
Sieh, sprach sie zu Lyna, zuerst nimmt Marie das Deckbette und schüttelt es oft hin und her, damit die Federn, welche sich durch die Wärme hie und da zusammengedrückt, und ihre Spring- oder recht eigentlich Federkraft verloren haben, wieder locker und elastisch werden.
Das thut sie nun auch mit den Kissen und besonders mit den Unterbetten, weil diese mehr als die andern gedrückt werden. Nun schüttelt sie das Stroh auf, das man gewöhnlich, in einem Sack von grober Leinwand gesteckt, der deshalb der Strohsack heißt, zuweilen auch so in das Bette gelegt hat. Dieß muß nun mit vielem Fleiß geschehen, damit keine Vertiefungen und Erhöhungen oder Einseitigkeit des Lagers entstehen. Dieß ist besonders nothwendig, wo im Bette viel Stroh und wenig Unterbetten sind. Um diese Arbeit gut zu verrichten, muß man freilich die Arme ausdehnen und sich keine Mühe verdrießen lassen; daher kommts auch, daß jetzt die Dienstboten selten ein gleiches, ordentliches Bette machen können.
Gieb Acht, so wie es Marie mit dem Stroh machte, verfährt sie auch mit den Betten. Sie sucht die Federn in dem Bette möglichst gleich zu schütteln, damit keine Knoten entstehen, und streicht sie mit der Hand, daß sich auf dem Oberkissen und dem Deckbette nicht ein Fältchen sehen laßt.
Als Marie der Mutter und des Vaters Betten gemacht hatte, bemerkte Lyna, daß das eine am Kopfe viel höher als das andere sey, und fragte nach der Ursache.
Daß jedes Bette unter dem Kopfe höher ist, versteht sich von selbst; daß aber das meinige viel höher ist, als des Vaters Bette, kommt daher, weil es meiner Gesundheit zuträglicher ist, und ich daher gern mit dem Kopfe recht hoch liege. Mit der Erhöhung muß man sich nach eines jeden Wunsche und Bedürfniß richten.
Die Mutter befahl nun Marien zu gehen, indem Lyna ihr eignes und Hilda’s Bette allein machen sollte. Sie that es, und es war fürs erstemal nicht übel geworden. Darüber freute sich Lyna herzlich, und meinte mit einer wirthschaftlichen Miene, daß nun das Auskehren höchst nothwendig sey.
Hast ganz Recht, meine Tochter, hole den Besen, sagte freundlich die Mutter. Lyna kam zurück und klagte, daß sie ein Schwindel überfalle und die Stube sich im Kreise drehe. Die Mutter beruhigte sie, indem sie ihr erklärte, daß das die Folge des Bückens und des Hebens der Betten sey, und sich bald wieder verlöre. Um ihr Zeit zur Erholung zu gönnen, ließ sie Marien die Stube fegen.
Eine Viertelstunde ruhte Lyna auf dem Sopha aus, dann kehrte sie mit der Mutter wieder in die Schlafstube zurück.
Das Erste, was ihr nun in die Augen fiel, waren die Decken, welche über die Betten gebreitet waren. Die Mutter sagte ihr, daß es deshalb geschähe, um die Betten vor dem feinen Staube zu sichern.
Nun begann die gute Tochter wieder ihre Geschäfte und that in dem Schlafgemache, was sie in dem Wohnzimmer bereits mehrere Wochen geübt hatte; sie kehrte und wischte nämlich den Staub ab, reinigte das Waschbecken, goß das übrig gebliebene Wasser aus dem Kruge und reinigte ihn, trocknete den Waschtisch ab, wusch den Schwamm aus, reinigte die Kämme und brachte die Nachtsachen in der Nähe des Fensters wieder an ihren Ort, trocknete das Handtuch, brachte das Zahnpulver, die Bürstchen und alles wieder in die beste Ordnung.
So viel Mühe sich auch Lyna gab, die Schlafstube in der größten Reinlichkeit zu erhalten, so ging es ihr doch wie mit dem Wohnzimmer; es ward nach und nach schmutzig. Sie bat daher die Mutter, scheuern zu lassen.
Da jetzt eben Regenwetter war, so verschob es diese, bis es wieder hellen Sonnenschein und Wärme geben werde, weil es sonst schwer trockne und die Betten sich nicht sommern und reinigen ließen. Als aber nach einigen Tagen wieder helles, freundliches Wetter ward, ließ die Mutter sogleich Anstalt treffen, Lyna’s Wünsche zu erfüllen.
Da einmal gescheuert werden soll, sprach sie zu ihrer Tochter, so wollen wir auch zugleich die Betten reinigen und sommern. Zieh von sämmtlichen Betten die Ueberzüge ab und laß sie in die Waschkammer hängen.
Lyna that es. Nun sage Marien, daß sie die alten Tücher und Teppiche auf dem Rasenplatze vor der Thüre ausbreite.
Als das geschehen war, sprach die Mutter weiter zu Lyna: Trage die kleinern Betten hinaus auf die Tücher und lege sie neben einander, die größern soll Marie nachbringen.
Marie brachte nicht nur die großen Betten, sondern auch zwei Haselstöcke mit, wovon sie einen an Lyna abgab, mit der Bemerkung, nun derb zuzuschlagen und Takt zu halten.
Lyna sah die Mutter staunend an; diese aber lächelte und rieth ihr, Mariens Rathe zu folgen. Nun gings an ein Klopfen auf die Betten, daß es eine Art hatte.
Als es vorüber war, sagte Lyna mit einiger Selbstgefälligkeit zur Mutter: Ich weiß, warum das geschieht; damit der Staub herausfliege.
Es ist zum Theil wahr, erwiederte die Mutter, das Heraustragen und Klopfen geschieht aber auch, um die Federn einmal recht auszutrocknen und dadurch die Betten wieder leicht und voll zu machen. Wenn das aber geschehen soll, muß das Klopfen mehreremal wiederholt werden.
Nun ließ die Mutter von Marien das Stroh aus den Betten schaffen, diese selbst auseinander schlagen, in dem Hofe recht auskehren und dann einige Zeit an die Sonne legen. Als das geschehen war, ward das Schlafzimmer ausgefegt und gescheuert, zum Abende wieder eingeräumt und die Betten mit frischer Wäsche überzogen.
Nach einigen Wochen, als Lyna wieder die Betten gesommert hatte, nahm ihre Mutter Gelegenheit, sie auch mit dem Werthe und mit der Anschaffung derselben bekannt zu machen.
Ein Bette, so begann ihre Unterweisung, ist für Menschen in unserm Himmelsstriche eins der ersten Bedürfnisse, und wer es nicht hat, der kann mit Recht arm genannt werden. Kommt ein Haus in Feuer- oder Wassersnoth, so ist nächst Menschen und Thieren das Bette das Vorzüglichste, was man zu retten sucht; und hat man diese aus der Verwüstung gerettet, so hat man bedeutend gewonnen.
Dieser Werth eines Bettes beruht aber nicht allein auf seinem Gebrauche, sondern auch auf der Schwierigkeit seiner Anschaffung. Das Erste, wofür man zu sorgen hat, ist das Jntelt oder der Federsack, der aus einer fast eigends dazu verfertigten Leinwand gemacht wird. Ehe aber Federn hinein kommen, wird es zuvor in heißem Wasser gebrüht, getrocknet und dann derb mit feinem Wachs ausgestrichen, damit die feinen Federchen nicht durchfliegen.
Ärmere nehmen auch statt des Wachses Inselt, was aber nicht so gut ist, weil es sich in der Wärme leichter auflöst und einen unangenehmen Geruch verursacht.
Die zweite Sorge ist nun um Federn. Diese liefern, wie bekannt, die Gänse. Es giebt geschleußte und Flaumfedern. Ein Bette von den letztem ist äußerst kostbar und daher besitzen es nur sehr reiche Familien, gemischt aber haben wir sie und tausend andere Menschen. Willst du Federn kaufen, so siehe darauf, daß sie neu sind, denn alte Federn füllen kein Bette, machen es nicht weich, und sind oft gefährlich, weil sie aus Betten seyn können, auf denen Personen mit bösartigen, ansteckenden Krankheiten gelegen haben. Neue Federn sind rein, elastisch und ohne Geruch; die schönsten und besten liefert uns Böhmen, und sie machen einen bedeutenden Handelszweig dieses Landes aus. Sie werden nach Pfunden verkauft, und man braucht zu einem Deckbette für eine erwachsene Person meistens Flaumfedern, ungefähr 1O bis 12, zu einem Unterbette gewöhnlich 14, und zu einem Kissen 4 Pfund.
Um gute Betten zu haben, sieh ferner darauf, meine Tochter, daß sie gut geschleußt, das heißt, keine Kiele darunter sind, denn diese zerstechen das Intelt und den Ueberzug, und stören uns auch zuweilen im Schlafe.
Betten mit gehackten Federn sind sehr schwer und nicht viel werth, und daher nur bei der größten Armuth zu finden.
Sind die Federn angeschafft, dann kommt der Ueberzug, der aus mannichfaltigen Zeugen, theuer und wohlfeil gemacht werden kann. Für gewöhnlich hat man dazu auch besondere Arten, die mehrentheils von weiß und blauer oder rothwürflicher Leinwand sind. Auch nimmt man zuweilen kattune Ueberzüge, allein, da der Kattun die Haut reibt und hitzt, so wird dann die innere Seite gewöhnlich mit feiner Leinwand gefüttert. Reiche und vornehme Leute wählen auch Damast und Seide zu ihren Ueberzügen.
Unterbetten, Pfühle, Kopfkissen und Deckbette heißt man ein vollständiges oder ein Gebett-Bette. Darüber breitet man oft auch leichte Decken von Kattun oder Teppiche, um sie desto länger rein zu erhalten.
Da manchen Menschen die Federn keine Ruhe geben, wie den mit Gicht oder Zahnschmerzen geplagten, so wählen diese statt Deckbette, eine Decke von Kattun mit Baumwolle oder Watte gefüttert.
Wenn nun aber alle diese Sorgen eines wirthschaftlichen Weibes ein vollendetes Ganzes hervorbringen sollen, so muß auch noch ein Holzbette herbeigeschafft und darauf gesehen werden, daß es nicht aus abgestandnen, fauligen, wässerigen Holze gemacht sey, denn in dieses kommen, auch bei der größten Reinlichkeit, leicht sehr lästige Gäste und Nachtwandler, nämlich die stinkenden und kneipenden Wanzen. Holz im besten Wuchse, und zwar von kienigen Kiefern ist das vortheilhafteste zu einem Bettgestelle. Unten in dasselbe wählt man Bretter oder leinene Gurte. Die erstem muß man haben, wenn das Stroh frei liegt; die letztem sind wieder besser, wenn es in einem Sacke steckt. Jetzt hat man auch Bettgestelle von Eisen, die aus mehreren Stäben und Stangen zusammengeschmiedet sind, und in diese kommen zwar die erwähnten Thierchen niemals, allein das Eisen rostet leicht an feuchten Orten und die Betten können dann dadurch Rostflecke bekommen, welche sich nicht gut vertreiben lassen.
Wozu hast du aber über deinem Bette die langen Vorhänge? fragte schüchtern Lyna ihre gute Mutter.
Ein solches Bette, gewöhnlich Himmelbette genannt, giebt einen besondern Schutz gegen Staub und eingeschlichnes Ungeziefer, als Spinnen, Fliegen u. dergl. Dann gewährt es auch angenehmen Schatten gegen das Nachtlicht und ist nothwendig für Personen, die einen sehr leisen Schlaf haben, wie sonst deine Brüder. Diese schliefen früher bei mir, und ihnen zu Liebe habe ich den Himmel über mein Bette machen lassen. In reichen und fürstlichen Familien gehören solche Betten mit zur Pracht, und kosten oft bedeutende Summen.
Lyna dankte ihrer verständigen Mutter für die Belehrungen und versprach, sie zu merken und zu benutzen. Da unter dem Gespräch der Abend gekommen war, so besorgtesie ihre Geschäfte in der Schlafstube. Sie schloß die Fenster, weil die kühle Abendluft in einem Schlafgemache schädlich ißt, füllte den Krug mit frischem Wasser, ließ die Nachtgeschirre hinein tragen und goß Oel in das Nachtlämpchen. Sonst hatten Lyna’s Eltern ohne Licht geschlafen, seit einiger Zeit aber ließen sie ein kleines Lämpchen brennen. Dieß stand wohlverwahrt, daß nicht etwa zufällig sich ein Mäuschen dazu schleichen und den brennenden Docht unter ein Bette schleppen und Feuerunglück verursachen könne. Wer ohne Licht schläft, halte nur in der Nähe auf ein gutes Feuerzeug, damit er im Fall der Noth, wie bei Krankheitszufällen, schnell welches anschlagen kann.
In den sehr langen Winternächten ist ein solches Nachtlämpchen gar nicht übel, wo es aber etwas reichlicher mit Oel, als im Sommer, gefüllt werden muß. Ueberhaupt hat im Winter die häusliche Wirthschaft mehr Beschwerliches, als in dem freundlichen Sommer. Um z. B. nicht in das eiskalte Bette zu fahren, muß entweder die Schlafstube geheizt, oder es müssen Wärmflaschen und Wärmsteine in die Betten gelegt werden. Das Erstere liebten Lyna’s Eltern nicht, weil es sich in erwärmter Luft beiweitem nicht so gesund und munter, als in frischer schläft; Wärmflaschen aber wurden bei drückender Kälte gemacht. Auch dieß Geschäft ward Lyna übertragen, nur das Füllen mit heißem Wasser blieb Marien überlassen, weil das, um sich nicht zu verbrennen, die größte Vorsicht erfordert.
Bei Besorgung dieser und anderer handlichen Geschäfte kam oft unerwartet der Abend und die Schlafzeit, und Lyna ging mit ihren guten Eltern, nach gemeinschaftlichem Abendgebet, heiter zur Ruhe.
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Der falsche Woldemar
6.
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Der Hausierer.
Die Marktleute, die von Brandenburg heimkehrten, brachten wunderbare Botschaft nach Haus. Da sprach man auf allen Straßen, in allen Lagern, in allen Schenken und vor den Burgen nur von einem. Der Markgraf Woldemar sei auferstanden von den Toten. Als ein schlichter Pilgersmann irre er durch das Land. Einige hatten ihn selbst gesehen, andere solche gesprochen, die ihn sahen. Aber wo einer sich ihm näherte, da ging er fort, und war verschwunden, man wußte nicht, wohin. Es gab seltsame Gerüchte und die Meinungen waren doppelt. Die einen hielten dafür, es sei nur sein Geist, der umwandle, entweder weil eine geheime Sündenlast seine Brust drücke, oder weil der Jammer ihn nicht ruhen lasse, der über seine Länder gekommen. Andere meinten, er sei es in Fleisch und Blut, der leibhaftige alte Markgraf Woldemar von Anhalt, der nicht gestorben und begraben, sondern in der Verborgenheit gelebt habe. Da wollten einige wissen, er sei zum Priester Johannes gepilgert in das Morgenland, um von ihm Weisheit zu lernen, und nachdem er über zwanzig Jahre gelernt, kehre er heim und werde das Regiment wieder übernehmen. Andere wußten, er sei nie aus dem Lande gewesen, vielmehr bald in der, bald in jener Hülle und Gestalt von Ort zu Ort gezogen, daß er die Wünsche und Leiden seiner Brandenburger erfahre. Ja einige wollten wissen, er sei auf diesen Wanderungen von Räubern aufgefangen, und anfangs, um sein Leben zu retten, sei er mit ihnen gezogen, aber bald wäre er einer ihrer obersten Anführer worden und habe so in seinem Lande geherrscht und gewaltet unsichtbar. Da er erkannt, wie das allein die Art sei, daß er dem Lande nutze.
Wie mancher gerechte Mann, dem’s zu arg ward, war auch zu den Räubern gegangen. Mit schwerem Herzen, aber er ging. Die Nachbarn, wenn er Abschied nahm, drückten ihm die Hand, und wenn er in den Wald kam, seufzten sie: „Schad’ um den armen Mann, aber er konnte ja nicht anders.” — So hatte es gar nichts Schreckhaftes, wenn sie dachten, daß ihr geliebter alter Herr und Fürst unter den Räubern hause. Gegenteils, wenn sie abends am Waldsaum die dunklen Gestalten sahen vorkommen, und jedweder hielt sich dann still in der Stube um den prasselnden Herd, daß er sie nicht störe, die nicht wollten gestört sein, da war ihnen der Gedanke lieb, daß ein guter Herr unter den Freien sei. Hörten sie’s dann auch über den Zaun brechen und um die Ställe schleichen, das Herz schlug ihnen nicht so bang. Den armen Leuten tun sie nichts, so sie nur schweigen können und das Auge zudrücken, wo sie nicht sehen sollen.
In einem Dorfe, dort nach der Elbe zu, und es sah noch leidlich genug aus, denn es lag von den großen Straßen abwärts, standen die Leute bei einander mit bedenklichen Gesichtern und stritten, wer wohl der Reitersmann sein möge, der hier vor ein paar Stunden eingekehrt, wenn man’s so nennen will. Er kam angesprengt auf einem schweißtriefenden Pferde, und selbst schaute er aus als ein Hirsch, hinter dem die Meute ist, und er ist über Stock und Block gestürzt und kann nicht weiter. Sein grob Lederkoller war dick mit Kot überspritzt; so mußte er über Moor und Sumpf geritten sein. Inmitten der Dorfstraße konnte er nicht weiter, und der alte Mann wankte im Bügel und sank fast zusammen. Da waren sie auf seinen Blick, der ihnen hieß, zugesprungen und hatten ihn auf ihren Schultern vom Pferde gehoben. Solchem Blick gehorcht man wohl. Sie hatten ihn auf Stroh halb aufrecht hingelegt, das sie vor die Tür brachten, denn in ein Haus wollte er nicht, und hatten ihn mit kaltem Wasser besprengt und gerieben. Und als er zu sich gekommen, brachten sie ihm das Beste von Speis und Trank, und sahen nun, daß es Hunger und Erschöpfung waren, die ihn heruntergebracht. Während daß die Knechte sein Roß langsam auf und ab führten, daß es nicht steif werde, und ihm Hafer streuten und es striegelten, schauten andere nach Straße und Feld, um ihn zu warnen, und die armen Leute waren mehr in Angst als der Reiter, denn ob seine Verfolger ihn fingen, oder er ihnen entwischte, es war zu beiden Seiten ihr Unglück. So jenes geschah, würden’s seine Gesellen ihnen gedacht haben; entwischte er aber, so mußten sie’s büßen von seinen Feinden, daß sie ihm fortgeholfen. Aber es blieb zu seinem Glücke still, und als der Reiter wieder aufstieg, hatte er nicht ein Wort mit ihnen gesprochen, und auch itzt, da er fertig war, ritt er nur an die Tür des Kruges und kritzelte daran mit Kreide und ritt seines Weges, ohne nur mit dem Kopf zu nicken oder sich umzuschauen.
Was er angeschrieben, das verstand keiner, und sie standen schüchtern darum, die Mützen in der Hand. Auch der Schmiedegeselle nicht, der beim Schulzen arbeitete, und der hatte als Knabe in einer Klosterschule gelernt. Aber die Zeichen kannte er nicht.Einige nieinten, es möge Böses bedeuten, als ein Femzeichen, und sie wollten es abwischen oder mit der Axt aushauen; aber andere schüttelten den Kopf. Man müsse auch dem Teufel lassen, was des Teufels sei. Da kam einer herangehinkt mit einem schweren Packen, so er in einem Tragkorb hinter sich schleppte, und ein häßlicher Hund lief neben ihm; der trug auch noch ein Bündel, das sein Herr ihm auf den Rücken geschnallt. Die Leute nickten ihm zu, gerad’ nicht freundlich, aber wie einem, den sie gut kannten. Er war ehedem Küster gewesen in einer Kirche, die nicht mehr ist; nun zog er hausierend durchs Land, kaufte und verkaufte. Da, wo sie keinen Pfarrer nicht hatten und nach Gottes Wort verlangten, erzählte er ihnen davon und besprach das kranke Vieh und mancherlei Gebrechen. Und wo sie ihn auch nicht eben mochten, sie’ sahen’s doch gern, wo er kam, denn er wußte, was keiner weiß, und erzählte ihnen von dem, was in der Stadt vorging.
Der Hausierer, da er ihre scheuen Gesichter sah, lachte auf: „Ihr könnt von Glück sagen. Mancher gäbe viel darum, so er das an seiner Tür hätte. Das ist besser als die heiligen drei Könige, sag’ ich euch: denn ich wüßte noch nicht, daß die vor Raub und Brand geschützt hätten. Die Zeichen heißen:
Vor die Stallmeiser
Sein sicher diese Häuser.
Wem sie das anschreiben, da darf keiner nur eine Hand gegen euch aufheben. Nicht eine Gans darf er von eurem Anger holen, keine von euren Dirnen in den Wald schleppen, nicht ein Brett vom Zaune brechen. Kein Landeshauptmann kann das gebieten; das muß einer sein von ihren Obersten. So ihr Glocken hättet, da müßtet ihr sie läuten vor Freude.”
Wo ein Licht hell brennt, wirft es auch Schatten. Die Leute freuten sich wohl, aber einige schüttelten die Köpfe. „Vor den Stellmeisern sind wir nun sicher,” dachten sie, „aber was wird nachmalen daraus?”
„Darum kümmert euch doch nicht”, sagte der Hausierer, der seinen schweren Pack abgeworfen und sich auf eine Bank gesetzt. „Wo die Stellmeiser in eine Grafschaft kommen, denkt ihr, sie scharren’s ein und vergraben’s, was sie gewinnen, als die verfluchten reichen Krämer tun in den Städten, davon dann nichts ins Land kommt, und sie saugen’s aus? Umgekehrt. Sie verprassen’s. Die Leute wissen zu leben und lassen leben. Sah manche Bauernschaft, die war arm wie Kirchenmäuse; die Feinde hatten den Leuten viel genommen, ihr Edelmann hatte sie gestriegelt und geschunden, daß sie ihm sein Schloß wieder aufbauen mußten, derweil ihre Hütten wie Schweineställe aus- schauten, und das kaum. Und was ihnen blieb, das nagten ihnen die Kaufleute aus der Stadt ab, wie Hunde, die sich noch um den Knochen beißen. Da kam eine solche Bande in ihrer Heide zu liegen. Sankt Florian! Ihr hättet das Leben sehen sollen. Am Krugtor stand ihres Hauptmanns Zeichen. Nun wehe dem, der ihnen nur ein Huhn stahl! Wie mancher Fuhrmann mußte von der Straße ablenken. Da, der schwere Wagen umgeschmissen vorm Dorf, daß die Räder knackten, und in einer Stunde, weg war es. Und es wurde verjubelt. Die Banketts, da in der Heide! Ganze Ochsen trieben sie, ganze Fässer zapften sie, und die Bauern konnten zulangen und trinken, als sie Lust hatten. Den Edelmann sah man auch wohl da, wenn es Nacht wurde. Ja, das war ein ganz anderer, feiner Mann worden; er, der Pfau, der nie die Mutz’ lüftete! Wie schmiegte er sich und trat auf den Zehen und schüttelte mit den Hauptleuten die Hände, als wär’s ihm eine Ehre. Und bald merkten sie’s von nah und fern, was da zu verdienen gab. Da kamen die kleinen Krämer, dle Spielleute, die Sänger und Possenreißer. Ordentlich Markt watd gehalten. Was ward da verkauft und eingekauft. Ich sage euch, dle Freien behielten nichts in der Tasche, es kam unter die Leute; mancher Bauersmann gewann so viel wieder, daß er sich Vieh anschaffen konnte und sein Haus wieder richten, so es ihm sein Junker ließ.”
„Und was ward nachmalen, Niklas?” fragte ein großer, stämmiger Mann mit einem verdrießlichen Gesicht.
„Weiß ich nicht, Schulze. Ich zog ab.”
„Als du deinen Ranzen voll hattest und die Leute geprellt. Ich will’s dir sagen, wie’s wurde, wo die Stallmeiser gewirtschaftet und die Bauern hielten es mit ihnen. Der Landeshauptmann schickte seine Leute, oder eine Stadt tat sich mit der anderen zusammen, als sie geschworen sind, und rückten aus, und wo sie ordentliche Kriegsscharen sehen, da halten die Stellmeiser nicht aus. Sie verschwinden über Nacht und lassen die Bauern im Stich. Und was wird mit denen? Da wird durchsucht und Mannschaft eingelegt und geprügelt und gezwackt. Und wohl denen, wo’s noch so abgeht. Sie haben manchen ehrlichen Bauern gespießt und unterm eigenen Torweg aufgehängt. Was hatte er da von den Stellmeisern?”
Der Hausierer brummte: „Gejubelt hatten sie; was will der Mensch mehr in dem Hundeleben.”
Unter den Leuten im Dorfe mochten nicht alle eines Sinnes sein. Der Schulze sagte, das sei ein Hundeleben, wo man von Haus zu Haus wandere und nie wisse, wo man sein Haupt hinlegen solle.
„Und was wird euch anderes bleiben?” fuhr der Hausierer fort. „Seid ihr nicht drauf und dran mit eurer gnädigen Gräfin Mathilde? Hat die euch die Schnapphähne vom Halse abgehalten? Oder ist sie euch mit solcher absonderlichen Liebe zugetan, daß sie dem Raubritter um den Hals fällt, wo der euch klopfen will?”
„Das weiß Gott,” rief ein alter Bauer. „Hat noch keinem ein Zinshuhn geschenkt, und wenn er nicht ein Ei hatte zum Brüten.”
„Sie kennt keinen von uns, weiß nicht, wie er heißt und aussieht,” sagte ein anderer.
„Als mir gesagt ist,” fuhr der Hausierer fort, „kennt sie euch ganz gut, aber ihr gefallt ihr nicht. Seid ihr zu trotzig, macht nicht tiefe Reverenz genug, werft euch nicht glatt auf die Erde und greift nach ihrem Rocksaum, als die Wendischen tun. Sie will gehorsame Leute haben. Wißt ihr das Ende vom Liede? Sie nennen das einen Prozeß, die lateinischen Richter, das heißt auf gut Deutsch: der Starke gewinnt und der Schwache verliert. Seid ihr die Starken? Kann sein, so ihr euch nach Helfern umseht. Sie hat starke Freunde. Die Ruppiner sind ihre Brüder. Der hochmächtige Erzbischof von Magdeburg ist gar ihr Vetter. Bückt euch, Leute, oder ihr habt zum längsten gesessen.”
Der Schulze hob sich in der Brust: „Schwatz nicht als der Blinde von der Farbe. Unser Helfer ist unser Recht, und unsere Rechte, das sind unsere Satzungen. Sind hier nicht wendisch Gesindel als wie die und jene, die ließ man aus Gnaden sitzen oder jagte sie fort, als man Lust hatte, und wurden leibeigene Knechte. Der Ritter braucht sie als Schemel, so er aufs Roß steigt. Wir sind freie Männer aus Niederland und die alten Fürsten haben uns gerufen und geholt, und darum heißen wir Holländer. Und setzten uns auf diese Höhen und in diese Brüche, daß sie unser sein sollten, und gäben nur Schoß und Beede, aber blieben freie Männer, die werfen sich nicht nieder und küssen nicht das Kleid ihrer Herrschaft und lassen’s drauf ankommen. Sie sehen scheel auf uns. Mögens tun. Vor einem bösen Blick schrecken wir nicht; das ist Hundeart. Und so sie uns wollen sonst was tun, dafür ist der Landesherr und die hohen Gerichte, und wo die nicht, da ist der Kaiser. Und zum letzten End, da sind wir selbst. Als wir haben diese Sümpfe aus- getrocknet und diese Brüche umgelegt und die Sandhöhen gedüngt und gefestigt, daß sie Korn tragen, so sind wir uns selber noch stark genug, unserer Haut uns zu wehren und unseres alten Rechtes. Und mit keinen Räubern wollen wir’s halten, daß sie uns helfen sollen, als lange ich Schulze bin.”
„Viehvolk, das Bauernvolk das!” sagte der Hausierer, als der Schulze sich entfernt. Nur der Schmiedegeselle Heinrich stand noch neben ihm, wo er saß. „Nehmen niemals keine Vernunft an, und zumal der Alte. Einen gröberen Kerl such’ dir in ganz Brandenburg. Als wie er in seiner Schmiede haut, so spricht er; und jähzornig ist er, Herr Gott, das ist doch zu arg. Aber paßt acht, wird doch bald klein beigeben müssen. Weiß es, die gnädige Gräfin lauert ihm auf den Dienst. Grund findet sich, wo man nach angelt. Sie tun fischen da im Fließ an der Kavelwiese. Der Vogt hat’s ihnen verboten: wäre der Fischfang der Herrschaft ihrer allein. Tun ackern über den Wüstenbusch; der ist ihre, sagt die Herrschaft. Der Vogt hat ihnen den Pflug genommen, sie haben ihn wieder geholt. Wollen sehen, wer den längsten Atem hat. — Pochen auf ihre Verträge? Was ist das? Kritzelei mit dem Gänsekiel auf ‘ner Eselshaut. Da liest ein Mönch so und ein Mönch so. Kannst du lesen? — Sage euch, mit den freien Bauern wird’s bald aus sein. Die Ritterbürtigen kaufen einen Schulzenhof nach dem andern, oder lassen ihn sich schenken. Was der Bauer dem Schulz geben mußte aus dem Vertrage, das fordern die Ritter aus dem Rechte. Sagen, das ist ihr geboren Recht, daß der Bauer gibt, und sie nehmen. Werden immer mehr nehmen und noch mehr fordern. Erst hatten sie freie Hufen, nun wollen sie das ganze Dorf haben. Wollen die Bauern an den Landesherrn gehen. Ja, wo ist der! Und wenn mal ein Landesherr ins Land kommt, der hat an anderes zu denken als an die Bauern. Was ein Großer fordern kann, das vergißt er nicht, aber der kleinen Leute ihr Recht, das vergißt sich. — Sag’s euch nochmals, ihr Großmäuler, wer ein freier Bauer bleiben will, der muß wo anders suchen.”
„Wo denn?” sprach Heinrich, der halb vor sich hin träumend, halb zuhorchend dastand.
„Wo ist denn noch Gerechtigkeit zu finden?” entgegnete der Hausierer. „Was rechtschaffen denkt, hilft sich selber.”
„Das wollen sie ja tun.”
„Die paar. So hilft sich keiner. Man muß zusammenhalten. Hätte ich nicht das lahme Bein, Heinrich, ich wäre doch wahrhaftig kein Esel und plackte mich mit dem Bündel auf dem Rücken, tun den verfluchten Bauern zuzutragen, was ihnen not tut, und sie wissen mir des nicht mal Dank. In die Wälder ging ich und führte ein lustig Leben.”
„Ist das so lustig?”
„Was? das nicht lustig? Auf grünem Rasen liegen unterm Buchenbaum, der dir Schatten giebt, als lange es schwül ist?
Vollauf hast du alles, Wildbret, das schießt du dir selbst, und die Bauern tragen dir zu, was du sonst brauchst. Kein Förster und Hegereiter tritt dir in den Weg, die hüten sich wohl, und wenn du anklopfst, bist du willkommen. Da wird auf den Tisch geschlagen: Angeschleppt, Wirt! Da lausen und trippeln Knechte und Mägde: aus Keller und Speiskammer wird geschafft, und wenn du dich sattgetrunken und gegessen, legen sie dich in ihr bestes Bett in die Kammer und wachen für dich. Und morgens noch ein gut Frühstück. Deine Mähre wird dir wohlgefüttert vor die Tür gebracht; sie heben dich in den Sattel, so du’s magst, und fragst du ehrenhalber nach der Zeche, lachen sie dir ins Gesicht. Sage dir, kein Junker und kein Graf wird so bedient. Für die freien Männer hat kein Wirt keine Kreide nicht. Und warnen dich, wo der Weg nicht sicher ist. Einen Pfaffen und Ritter, den lassen sie ziehen und lachen sich ins Fäustchen, wo sie wissen, daß einer ihm auflauert.”
„‘s ist nur nicht immer Sommer,” sagte Heinrich.
„Was! Du jung, frisch Blut, friert dich schon! Dafür ist auch gesorgt. Wenn der Wald kahl wird, die Ziegel von den Dächern fallen nicht ab vom Herbstwind. Städte giebt’s die Menge, die euch gern aufnehmen im Winter. Da wird geschmaust und gepraßt und getanzt und gewürfelt. Ratmannen drücken nicht ein Auge, beide Augen drücken sie zu. Wären ja Esel. Was bringt’s den Städten Nahrung! Da kommen die Handelsleute von nah und fern, da spielen die Pfeifer und Geiger auf, da bauen die Gaukler ihre Buden, und manch schmuckes Bürgermädel, glaubt’s nur, die dreht sich recht gern am Arm von solchem Gesellen, dem die Laschen von Gelde klimpern, und hat Silber an seinem Wams. Fragt nicht erst: wo bist du her und wer sind deine Eltern?”
Heinrich seufzte.
„Fürchtest dich davor, Bursch? — Hörtest du nicht von Soltwedel in der Altmark, wo der Oberste von den Stellmeisern sein warm Nest hat? Nennen ihn drum den Teufel von SoltwedeI. Ja, gegen die Bürger ist er kein Teufel. Da darf nicht eingebrochen werden. Nicht ‘ne Stecknadel rühren sie an. Die Bürger können bei offenen Türen schlafen, als lang der Teufel in der Mauer liegt. Da haben die Ratmannen ihm ein eigen Haus übermacht, das hat Burgfreiheit; darf kein Büttel hinein, und drinnen schmausen und prassen die von der Bande mit Federn auf dem Hut, als Junker und Grafen. Hat die Stadt großen Vorteil von den Stellmeisern.”
„Ist doch verwunderlich, wie’s in der Welt zugeht,” sprach Heinrich.
„Ist gar nicht verwunderlich. Ist nur das verwunderlich, daß nicht noch mehr Leute in die Wälder gehen. Mit der Welt Gerechtigkeit ist’s aus, das siehst du doch ein, Heinrich? Wo kriegt ein Bauer recht? Ein Landesherr ist nicht da, und ist er da, hat er andres zu tun. Die Hauptleute, die er gesetzt, die sind froh, daß man ihnen nicht auf den Kopf schlägt. In den Städten haben sie Schöppenstühle; ja, da sprechen sie Recht. Für wen? Für sich selber. Soll mal ein Fremder kommen und Gerechtigkeit fordern. Siehst du, ist’s da nicht in der Art, daß, wer kann, sich selbst Recht schafft? Die Rittersleute lagen ehedem auch nicht an der Straße, als die alten Fürsten im Land waren und drauf sahen, daß jeder seines hatte. Die Städte lassen ihnen ja nichts; nun sind sie arm worden und jeder sucht sich und schafft sich, wo er was findet. Ach, es sind viele in den Wäldern, die sind guter Leute Kind. Die Stellmeiser halten auf Ordnung, die haben Gerichte unter sich und gute Brüderschaft. Wer einem von ihnen nur den Finger krümmt, der hat’s mit allen zu tun. Wärst du da, Heinrich, du fändest ein Gericht. Wo hast du zuletzt geklagt?”
„Red’ mir nicht davon!” sprach verdrießlich der Geselle.
„Du tust mir leid,” sagte jener wieder. „Was kannst du dafür, daß du nicht weißt, wer dein Vater war.”
„Halt dein Maul!” rief der Bursch.
„Was hilft dir das, so ich schweige! Weisen drum die anderen nicht mit Fingern auf dich?”
„Wer mit Fingern auf mich weist, den —”
„Bläust du mit der vollen Hand aus, und deine Hand ist schwer. Aber machst du’s damit, daß sie’s hinterm Rücken nicht doch tun, und kichern und sich ins Ohr sprechen, ich will nicht sagen was? Es ist schlecht von ihnen, doppelt schlecht, dreimal schlecht. Denn was kannst du dafür, daß die Litauer die Kirche verbrannten und die Skripturen, und dem Pfaffen die Hirnschale einschlugen, daß er nit sagen kann, und niemand weiß es, ob du einen ehrlichen Vater hast. Wäre nur was von Gerechtigkeit bei den Menschen, deine Mutter war doch kein schlecht Weib, und die drei Hufen, sie müßten doch dein sein. Du bist ja von Gott ihr Erbe.”
„Die Hufen wollte ich ihnen schenken —”
„Man muß den Leuten nichts schenken.”
„Wenn sie mich nur zuließen zum Gewerk.”
„Aus drei Städten wiesen sie dich raus, die Meister. Sankt Peter und Paul! Und du bist doch geboren, was braucht einer das zu beweisen. Sieh dich für. Sie nahmen dich hier an, weil es auf dem Lande ist. Den Teufel, wer wird solchen Kerl von der Schmiede weisen! Aber gib Achtung, sie sprechen dich auch hier nicht los. Arbeiten sollst du für sie als ein Ochs, aber den Lohn! Kenne das flämische Volk! Bilden sich wunder was ein, daß ihren Vätern mal das Wasser da drüben, weiß nit wo, ihr Land fortspülte, und die alten Markgrafen gaben ihnen dafür von unserem. Sind zäh wie Leder und zornig und stolz. Mach, daß du von ihnen loskommst. Ein Gesell wie du, der Waffen schmieden kann, den brautcht man allerwegen. Da im Walde sind ihrer, die brauchen bald Spieße und Morgensterne.”
„Wozu?”
‘s wird nun losgehen.”
„Was?”
,Nu was denn? Die Geschichte. Der alte Markgraf ist da. “Er lebt, lebt, als wie du und ich. Er selbst, leibhaftig. Ist kein Märlein. “
„Der Markgraf Woldemar. Im Walde — bei den Freien.”
„Von Stund ab, wo er starb, hat er sich versteckt in der Heide.”
„Unter den Räubern, Niklas?”
„Ei, er ist nicht unter, ist über den Räubern. Ward ein mächtiger Herr dort ganz im geheim, und warb seine Leute, auf die er trauen kann, und nun heißt’s, wird er die Kappe abtun und sich zeigen, und losbrechen auf die Ungerechten und Schurken. Da wird mancher, der itzt stolz ist, blaß werden, mancher, der voll ist, wird das unrecht Gut, das er verschluckt, ausspeien. Was zu unterst ist, zu oberst kommt es — ja, Heinrich, so ist’s.”
„Und wenn der große Herr lebt, was konnt’ er so lange das Wesen ruhig mit ansehen?”
„Erst wenn’s zum ärgsten geht, schlägt der Herrgott mit seiner Zuchtrute drein, sagt der Pfaff. Sie meinen auch, er hätte ein Gelübde getan, dreißig Jahre wolle er die Hände in den Schoß legen und zuschauen dem bösen Dinge.”
„Es ist doch schier unglaublich.”
“Was die Stellmeiser für Glück gehabt! ‘s wär auch unglaublich, so nicht ein großer Herr bei ihnen war. Das wußten aber viele kluge Leute schon lange, so ihn schon keiner mit Augen sah. Denn bald war er hier, bald dort, heißt bald so, bald so, kommt hier mit einer Kapuz, dort im Jägerrock, dort wie ein Ritter mit Elenskoller und Harnisch zum Vorschein, und wenn’s getan ist, da ist er verschwunden. Das hat der Sache erst ein groß schreckhaft Ansehen geben. Sagen auch einige, der Teufel von Soltwedel, das sei der Markgraf. Wer hat dem ins Ange geschaut? In Soltwedel reitet er nur bei nachts ein, und wenn er die Ratmannen vorläßt, ist’s im Zwielicht und brennt nur eine Fackel in der großen Halle. Da beschreib’ einer, wie er aussieht, und kenne ihn wieder. Auch soll er einen falschen Bart tragen und eine Nas von Pergament. Also daß einige meinen, er sei nicht immer dieselbige Person, und so er gestorben, käme ein anderer dafür. Das mag man nun halten als man will.”
Der Schmiedegeselle schaute vor sich zu Boden, der Mund stand ihm fast offen; wunderbare Gedanken gingen in ihm um.
Aber er stand nicht lange so. Es war wieder lebendig worden im Dorfe. Ein derber Faustschlag auf die Schulter weckte ihn, und ein zorniger Fluch seines Herrn rief ihm in Sinn, daß er nicht im grünen Walde war, unter den Freien, und der große edle Markgraf hielt dort unter der Eiche.
Aus dem Forste war eine Reiterin ins Dorf gesprengt, auf einem edlen, schönen Roß, und edel und schön sah auch das Fräulein aus. Eine Kappe mit Federn auf ihrem blonden Lockenkopf, und ein reiches, grünes Jagdkleid wallte um ihre Glieder. Aber sie war allein und das Roß keuchte und hinkte. In ihrem blauen Auge war etwas von Angst, das doch nachließ, als sie die Hütten umher ansah, die sie kennen mußte, und die Leute, die sich ehrfurchtsvoll und verwundert um sie drängten. Da heiterte sich die bange Miene auf, sie fuhr mit der schneeweißen Hand über die glühende Stirn und schaute mit Hoheit um sich. Die Leute warteten stumm und scheu, was die edle Reiterin gebieten würde. Sie war von der Jagd abgekommen und mehrere Stunden schon im Walde geirrt, ohne die Richte zu finden oder auf Menschenwohnungen zu stoßen. Als sie die Dächer vom Dorf anschaute, hatte ihr Herz auch gepocht, bis sie hineinritt. Wer, der allein ist, reitet gern in ein abgelegen Dorf, das er nicht kennt, und zumal ein edel und junges Frauenzimmer.
Der Schulze sah, was dem Tier fehlte, und sein Fuß war blutig. „Sankt Martin! Gnädig Fräulein,” sprach er, „Eurem Tier hängt das Eisen vom Huf los. Da sei Gott für, daß Ihr weiter reitet, bis dem geholfen. Das Roß würde scheu im Steinweg und schleudert Euch ab.”
Sie sah es und dankte Gott, daß er sie unter gute Leute geführt, und wo eine Schmiede war, daß das Eisen wieder festgemacht würde. Um deswillen war der Schulze zu Heinrich getreten und hatte ihn so derb auf die Schulter geschlagen, als gelte es einen letzten Schlag auf glühend Eisen, da man es vom Amboß nehmen will.
„Tagedieb! Frißt Er mein Brot, um mit Gesindel zuschwatzen? Da ist die Schmiede, und da die Arbeit!”
Heinrich, der wußte noch kaum, was er tat, da er den Fuß des Rosses doch schon aufhub und den Hammer hielt, um das Eisen festzuschlagen. Träumte von dem Fürsten unter den Räubern: die sah er vor sich, oder ich weiß nicht was. „Heinrich, du siehst nicht vor dich!” zischelte ihm einer zu, es war ihm von seinem krausen Haar ein Streif übers Aug’ gefallen. Nun wischte er’s zurück mit dem Arm und schaute auf. Da stand das Fräulein vor ihm und schaute ihn auch an.
Was war’s weiter! Sie wollte sehen, daß er ihr Tier nicht schädigte, und das Roß war ihr lieb. Aber es war ein Blick dem Gesellen, als wenn der große Fürst, von dem er träumte, ihm in die tiefe Brust schaute, und da schaute er etwas, was Heinrich keinem Menschen vertrauen wollte, vielleicht was er selbst nicht wußte. Das Herz schlug ihm wunderbar, es trieb das heiße Blut ins Gesicht und vorm Auge flimmerte ihm.
„Du schlägst das Pferd und nicht das Eisen,” sprach sie. und sie schaute fast so verwundert aus ihn, als er auf sie. Ja, er schlug, der törichte Geselle, und sah nicht wohin. Da riß das Tier, das sein Hammer verwundete, sich los aus seinem Arm, bäumte sich vor Schmerz und fuhr durch die Leute, die des nicht gewärtig waren. Das Fräulein sah den Burschen halb zornig, halb war’s wie Mitleid, an. Seine Hand blutete, und er schaute leichenblaß, und so stand er, als wäre er von Stein.
Zum Glück, daß flinke Burschen zur Hand waren, die fingen das wilde Tier ein und brachten es zum Meister. Der riß dem Gesellen mit einem Blick, der viel Schlimmes sagte, den Hammer aus der Hand und tat’s für ihn. Mit ein paar Schlägen war’s getan, der Schulz war ein geschickter Mann.
Das Fräulein saß wieder im Sattel. Die Leute stellten ihr vor, daß der Weg weit sei, und vor Nacht käme sie nicht zum Schloß, und der Wald wäre unsicher. Sie achtete es nicht, was so geringe Leute ihr sagten, und wollte auch von ihnen kein Geleit annehmen, nickte nur mit dem Kopfe und gab dem Tiere einen Schlag.
Da sprachen die alten Weiber: „Die reitet in ihr Unglück. So die Räuber sie fassen.” Ein Bauer aber sprach: „An uns hat’s die Herrschaft nicht verdient. Laß sie’s ausmachen, als sie Lust hat. Und geschähe ihnen recht. Ist ein hochmütig Geschlecht, und sie haben kein Herz für uns.”
Heinrich hörte das, und es ging ihm alles rundum, als einem Trunkenen. Da, als sie noch nicht am Ende des Dorfes war, lenkte die Reiterin zurück. Hatte sie sich anders besonnen, oder wollte den Leuten danken? Sie sprach, sie sollten ihr einen Trunk Wasser reichen. Liefen vier und fünf zugleich nach dem Brunnen, mit was Gefäße ihnen zur Hand waren. Und Heinrich auch. Und ob nun schon andere fast früher da waren, sie nahm seinen Becher. Daran klebte Blut von seiner Hand und ihre weiße ward auch rot davon; sie achtet es aber nicht, vielmehr trank sie den Becher bis auf den Grund und reichte ihn ihm dann zurück. Als sei er selbst sehr durstig gewesen, nicht sie, und er habe den Trunk geleert, so kühl und mutig war ihm da zu Sinne, wie sie mit gar freundlichem Blick ihm zunickte und sprach: »Trag’ Sorge um deine Hand, Gesell, du hast dich geschädigt.”
Weiter hörte er nichts, ob sie noch was sprach, und sah auch nichts. Er stand noch so, als sie schon fortgeritten, und der Schulze stand itzt vor ihm,- mit kirschbraunem Gesicht, und die Augen traten ihm heraus und die Zähne aus dem Munde.
„Du Taugenichts, das sollst du mir büßen!” sprach er und hob einen Knüttel, der war armesdick. „Hab’ ich dich darum aus Milleid ausgenommen und gab dir zu essen aus Barmherzigkeit, daß du schwätzest, und wo du sollst deinem Meister Ehre bringen, hantierst du als ein Füllen, das man in den Pflug spannt!”
„Meister!” rief Heinrich, als der Knüttel ihm überm Kopfe schwebte. „Meister, tut’s nit, bei Gott, tut’s nit, oder einer steht nit lebendig auf von uns zweien!”
Die Leute kannten ihn, der Schulze auch. Der Bursch hatte einen Reitersmann niedergeschlagen, einen Kopf war er größer als er und stak in Eisen, Brust und Schulter, und Heinrich hatte keine Waffe als seine Arme. Der Reitersmann hatte ihn beim Trunk geschimpft, und so zornrot und fürchterlich als damals schaute er heute. Den Bauersleuten ward bang. Der Schulze ließ den Stock sinken.
„Schlagen will ich dich nit. Ist meine Hand zu gut für einen, der von der Bank fiel.”
„Meister!” der Bursche zitterte und die Zähne klapperten ihm. „Meister! Ihr sollt mir das nicht sagen. Ich bin nicht hörig, niemandem, bin frei und gut: mich darf niemand schelten, mich!”
„Dich nicht schelten! Ich schelte dich; daß du’s weißt.
Aus Gnade und Barmherzigkeit nahm ich dich auf. Nun will ich dich nit mehr aus Gerechtigkeit. Nit hörig willst du sein? Du bist hörig jedem, der sagen kann, wer sein Vater ist, und du weißt keinen. Und daß du’s weißt, der Hammer soll verflucht sein, den du in meiner Schmiede rührst, den Amboß will ich in Stücke schlagen, auf den du pochst, das Eisen, das du glühst, will ich dir an den Kopf werfen. Du schlechter Bursch, dich spricht keiner ehrlicher Eltern Kind los, der du deinen, Meister, so’s nit um dich verdient, hast Verdruß gemacht, zwiefachen, denn es kommt über ihn und die Dorfschaft, daß du es warst mit deiner unehrlichen Hand, so der gnädigen Gräfin den Becher reichtest. Das ist Schimpf über uns alle. Schlagen will ich dich nit; aber geh deiner Wege. Fort aus dem Dorfe, ehe die Sonne zur Rüste geht, oder ich lasse dich fahen und werfen. Fort, pack dein Bündel, lauf auf die Straßen und such dir beim Bettelvogt, wo deinesgleichen sind. Hier sind gute Leute und ihre Eltern stehen im Kirchenbuch.”
Da wandte ihm der Schulze den Rücken. Von den Weibsen hatte manche gefürchtet, der Geselle werde auf ihn losfahren. Aber er blieb ruhig stehen, er sah und hörte nicht mehr, was um ihn vorging.
Ein böser Rabe krächzte ihm ins Ohr: „Deines Weilens ist nicht länger hier. Nimm guten Rat an und geh’ beizeiten. Du weißt wohin.” Der Hausierer schlich in einen Hof, sein Hund hinter ihm, und ließ sich heute nicht mehr sehen.
<— Zum Inhaltsverzeichnis —>
Im letzten Bericht über das Prüfen der Qualität des Fleischangebots beim Metzger oder auf dem Wochenmarkt des 19. Jahrhunderts (Küche Teil 7/10) hatten wir das “Großvieh” (Ochse, Rind, Kalb) thematisiert und die Tipps einer Köchin wiedergegeben, die diese beim Einkauf beherzigen musste.
Heute nun geht es um das mittlere und kleine Hausvieh.
Im nächsten Beitrag zu dieser Artikelserie geht es dann noch um Fische und Krebse.
Hammelfleisch (Schöpsfleisch).
Auch beim Einkaufe dieser Fleischgattung ist Aufmerksamkeit nötig, wenn man nicht übervorteilt werden will; mittelmäßig fettes Hammelfleisch ist für jede Haushaltung am tauglichsten, Die Hauptsache aber und die notwendigste Eigenschaft des Fleisches ist jedesmal die, dass man es von einem jungen Tiere wählt. Dies erkennt man an einer hellen, frischen Farbe und an einer gewissen Zartheit des Fleisches beim Anfühlen, wie auch an dem weißen festen Fette.
Altes Hammelfleisch hat eine dunkle Farbe, das Fett ist weich, schwammig und gelb, schmeckt streng, ja sogar ranzig und läßt sich viel länger als Kalbfleisch aufbewahren.
Im Nährwert folgen sich (siehe Abbildung): 1. Schlegel (Keule), 2. Viertel (Sattel oder Filet), 3. Schulterstück, 4. Kopf, 5. Brust- und Bauchstück, 6. Hals.
Lammfleisch.
Dieses Fleisch ist sehr zart. Das gute Lammfleisch zeichnet sich durch ein weißes Fleisch aus, und die Nierchen müssen mit Fett bedeckt sein.
Schweinefleisch.
Das Schweinefleisch soll von einem jungen, ungemästeten Tiere sein; davon giebt es die besten Braten und das beste Pökelfleisch. Das Fleisch soll eine blaßrote Farbe haben und vor nicht länger als zwei Tagen geschlachtet sein. Von Mastschweinen wird in der Regel der Speck nur zum Schmalz verwendet und das Fleisch wird geräuchert.
Wildbret.
Unter dem Namen Wildbret versteht man in der Küche Rot- und Schwarzwild. Rotwild bezeichnet überhaupt Hirsche und Rehe; Schwarzwild: wilde Schweine vom Ferkel bis zum Keiler.
Junge Hirsche und Rehe erkennt man an ihrem hellrötlichen zarten Fleisch und weißen Fett. Das beste Fleisch hat das Hirschkalb.
Die besten Hasen sind die halbausgewachsenen. Daß der Hase jung ist, erkennt man, wenn man leicht und ohne Anstrengung an dessen Löffel (Ohren) reißen kann. Sind die Läufe schwer zu brechen, so ist der Hase alt.
Schwarzwild zeugt von Alter, wenn die Schwarte dick und zähe und die Knochen groß sind. Beim Einkauf soll man nur jenes vom Frischling wählen.
Kauft die Köchin Schnepfen oder Rebhühner, so prüft sie die Frische derselben durch den Geruch, und ihr Alter durch das Befühlen der Haut an den Füßen. Diese ist bei den alten Schnepfen und Feldhühnern starr und schuppig und läßt sich nicht, wie bei den jungen, leicht hin- und herschieben.
Geflügel.
Indian und Kapaunen sind gut, selbst wenn schon ein Jahr alt. Der junge Hahn hat glatte, schwarze Füße und einen kurzen Schwanz, die alte Henne zähe, rote Füße oder Ständer. Der halb ausgewachsene Indian ist ein feiner Braten, der völlig ausgewachsene, ein Jahr alte, saftig und wohlschmeckend.
Gänse sind um Martini gut, ein besonderer Leckerbissen jedoch die halbausgewachsenen sog. Grasgänschen, im August schon brauchbar, weil ihr Fleisch viel feiner ist. Um sicher zu sein, ob man eine alte oder eine junge Gans kauft, so kneipt man die Füße, giebt die Haut davon dem Eindruck des Nagels nach, dann ist die Gaus nicht zu alt.
Enten sind tauglich, sobald sie befiedert; doch schmecken sie am besten 4—6 Monate alt.
Junge Hühner sollten immer fett sein;
alte Hühner werden gewöhnlich nur zu Suppen verwendet.
11.03.2021 – Eugenie für Annabelle
Willst Du von hier wieder zurück in unseren “Finde-Index” und weißt im Moment nicht wie ?
Schau nach unter “Tipps: # 3 (zum Findex)”
Mitte 19.Jh. – Ochsen-, Rind-, Kalbfleisch beurteilen (Küche Teil 7/10)
Als es noch keine moderne Einkaufszentren mit Kühlräumen und Frischetheken gab, Hausmütter, Köchinnen und Haushelferinnen auf die Fleischhauer auf Wochenmärkten angewiesen waren und auf Hinterhöfen selbst schlachtende Metzger, die vorn in ihren Läden den Straßenverkauf absolvierten (bedenkt die Standards, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verfügbar waren) und auch im bürgerlichen Haushalt beinahe alle Selbstverständlichkeiten unserer heutigen Moderne fehlten (die fehlten dem Arbeiterhaushalt sowieso in aller Gänze), musste man (d.h. musste SIE) sich mit traditionellen “Kniffen” zu helfen wissen, um vom auch damals schon gewinnstrebenden Händler nicht “über’s Ohr gehauen” zu werden und der Herrschaft zu zeigen, dass sie es verstand gut zu wirtschaften und mit geringem Haushaltsgeld schmackhafte Speisen zu bereiten.
Hier ein paar dieser “Kniffe”, von denen wir – immer häufiger alleinerziehend und durch den Tag gehetzt – heutzutage fast gar nichts mehr wissen:
Ochsen- oder Rindfleisch.
Im Nährwerte folgen sich (wie Abbildung): 1. Schwanzstück, 2. Lendenbraten, 3. Vorderrippe, 4. Hüftenstück, 5. Hinterschenkelstück, 6. Oberweiche, 7. unteres Weichenstück, 8. Wadenstück, 9. Mittelrippenstück, 10. Oberarmstück, 11. Flankenteil, 12. Schulterblatt, 13. Brustkern, 14. Riemen, 15. Hals, 16. und 17. Beine, 18. Kopf.
Das Fleisch ist ein wichtiges Nahrungsmittel, da es alle Stoffe enthält, die zur Ernährung notwendig sind, und es kaum möglich ist, mit anderen Speisen das Fleisch vollständig zu ersetzen. Als Minimum des Fleischbedarfs für einen arbeitenden Mann kann per Tag sicher ein halbes Kilo angenommen werden, und man muß jede Ernährungsweise als fortweisend erklären, die einen solchen Fleischgenuß nicht gewährt.
Aus diesem Grunde muß auch die Zubereitung des Fleisches die Aufmerksamkeit der Köchin im höchsten Grade in Anspruch nehmen.
Eine allgemeine Empfehlung verdient das Klopfen, welches das Fleisch mürbe und viel leichter kochbar macht. Zähes Fleisch, besonders von alten Tieren, muß immer geklopft werden. Man darf das Fleisch aber nicht so heftig schlagen, daß es seine Form verlieren könnte
Die Erfahrung lehrt, daß man durch Kochen nie gleichzeitig gutes Fleisch und gute Fleischbrühe erhalten kann.
Einen Hauptfehler begehen unsere Köchinnen dadurch, daß sie viel zu hohen Wert auf frisches Fleisch legen. Es ist gewiß, daß durch die Verwendung zu frischen Fleisches am meisten in der Küche gesündigt wird. Das Fleisch darf immer erst längere Zeit nach dem Tode des Tieres zubereitet werden; auch soll selbes man aufhängen wie auch das Wild und Geflügel an einem trockenen, luftigen Orte, da kein Fleisch schmackhaft und mürbe ist, wenn es gleich nach dem Töten des Tieres verwendet wird; die Dauer dieser Aufbewahrungszeit ist jedoch nach der Art des Fleisches und der Temperatur verschieden.
Kalbfleisch darf im Sommer nur höchstens drei Tage hängen,
Schweinefleisch nur ein bis zwei Tage;
Rindfleisch oder Wild können vier Tage abliegen.
Großes Geflügel ebenfalls, während Hühner und Tauben am besten den Tag nach dem Schlachten verbraucht werden.
Auerhühner, Birkhühner, wilde Gänse und wilde Tauben gräbt man sogar 8 Tage lang an einem schattigen Ort in die Erde,
um sie gehörig abliegen zu lassen, da ihr Fleisch sonst hart und ungenießbar sein würde.
Je älter das Fleisch, desto mürber und schmackhafter ist es. Die chemische Analyse ergibt, daß das Kuhfleisch denselben Nährstoff besitzt, wie das Ochsenfleisch.
Das Vorurteil gegen Kuhfleisch kommt daher, das weit mehr schlechte Kühe als schlechte Ochsen geschlachtet werden.
Kalbfleisch …
… ist am besten von Kälbern, welche etwa vier Wochen alt und die nur mit Milch getränkt worden sind. Diese wiegen dann circa 33 Kilo, haben gute und fette Nieren und zeigen auf der Brust und den Nieren ein feines Fett.
Das Fleisch muß sich dabei durch eine schöne weiße Farbe auszeichnen.
Im Nährwert folgen sich (siehe Abbildung): 1. Schlegel (Keule), 2. Nierenstück (Lende), 3. Vorderviertel, 4. Schulterstück, 5. Brust- und Bauchstück, 6. Kopf und Zunge, 7. Hals.
08.03.2021
Neues Illustriertes, bewährtes Kochbuch
für den guten bürgerlichen und feineren Tisch in allen seinen Theilen
Teil 6 von 10
ein Beitrag von “Annabelle”
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Die Küche:
Geflügel zu schlachten und
Winke für die Küche
Mitte des 19. Jahrhunderts
(6)
Die beste Art, Geflügel zu schlachten
1. Kleinem, zartem Geflügel reißt oder dreht man entweder den Kopf ab, oder sucht es durch anhaltenden Druck, welchen man mit dem Daumen und den Fingern der rechten Hand unter den Flügeln des Federviehes ausübt, zu töten.
2. Bei Hühnern werden die Halsgefäße durchgeschnitten.
3. Gänse werden geschlachtet, indem hinter dem Kopfe ein Einstich oder ein Einschnitt mit dem Messer gemacht wird.
4. Enten haut man mit einem Beile oder Hackmesser den Kopf ab.
In allen Fällen mit Ausnahme desjenigen, bei welchem durch Druck unter den Flügeln die Tiere getötet werden, wird durch Verblutung der Tod herbeizuführen gesucht.
Die Blutgefäße müssen rasch und ohne Zerrung durchschnitten werden.
Winke für die Küche
Es ist eine bekannte Sache, daß manche Köchinnen die Gewohnheit haben, sowohl das Fleisch als Vegetabilien entweder um sie frisch zu erhalten oder aus bloßer Gedankenlosigkeit längere Zeit, oft stundenlang, in Wasser zu legen.
Dies ist ein ganz verkehrtes Verfahren, das sehr viel dazu beiträgt, die zu verwendenden Stoffe, gleichviel ob vegetabilischen oder animalischen Ursprungs, zu verschlechtern. Das Wasser besitzt nämlich in weit höherem Maße, als man gewöhnlich annimmt, die Kraft, diese Stoffe auszusaugen, und es sind dann gerade die feinsten Bestandteile, welche immer zuerst ausgezogen werden.
Je mehr ein Brunnenwasser Salze enthält – und es gibt kaum ein solches, das frei von Salzen wäre – umso größer ist seine Einwirkung auf die damit behandelten Stoffe
Der mehr oder weniger große Kalkgehalt, den fast alle Brunnenwasser besitzen, trägt überdies auch dazu bei, die Tier- oder Pflanzenfaser hart zu machen. Man sollte deshalb Vegetabilien wie Fleisch nie länger im Wasser lassen, als gerade notwendig ist, um sie zu reinigen. Manche Köchinnen wissen aus Erfahrung, daß Spargel, Salat, Wirsing etc. an Zartheit und Geschmack verlieren, wenn sie vor der Zubereitung, mehr als unumgänglich notwendig ist, mit Wasser behandelt werden. Sie hüten sich deshalb diese Vegetabilien zu kaufen, wenn sie gewaschen auf dem Markt kommen. Die auslaugende Kraft des Wassers wird in Bezug auf die Kochkunst noch viel zu wenig beachtet.
07.03.2021
Im Großherzogtum Hessen erschien am 07. Mai 1868 in Mainz ein bemerkenswerter Zeitungsartikel, durch den wir aus unserem heute vergleichsweise luxuriös bequemen Leben einer toleranten Demokratie mit Grundrechten und einem Datenschutz ‚par excellence‘ einen ungläubigen, kurzen Augenblick zurück auf wirklich verstörende Unfassbarkeiten gewährt erhalten:
„Es dürfte vielleicht von einigem Interesse sein, zu erfahren, wie viele Regierungswechsel ein hochbejahrter Mann (in den achtziger Jahren) in seinem Heimathsorte, einer in unserer Nähe gelegenen Landgemeinde, seit seiner Geburt – im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts – erlebt hat.
Kurmainzer von Geburt, wurde er
Bürger der französischen Republik, dann
nassauischer Unterthan, dann
Bürger des französischen Kaiserreichs, dann
ein „provisorisch Verwalteter“, dann
hessischer Staatsbürger und endlich noch ein
Höriger des Norddeutschen Bundes.“
Piefke – 02.03.2021 (Schreibweise 1:1 übernommen)
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