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19. Jahrh. – Fächersprache

by Arthur Piefke

Romantische Fächersprache im 19. Jahrhundert

Ihr kennt vielleicht noch die Veröffentlichungen zur Briefmarkensprache, die in der zweiten Hälfte der 60iger Jahre des letzten Jahrhunderts die Briefumschläge der Verliebten zierten und auf diese Weise geheime Botschaften übermitteln sollten.
Natürlich übersahen die jungen Leute, dass man sich dieser „Geheimsprache“ bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert bediente.
Auch damals in der Annahme, dass nur der Briefempfänger wisse was die so seltsam aufgeklebte Briefmarke bedeuten solle.
Diejenigen, die diese „verschlüsselten“ Botschaften hin- und herschickten übersahen, dass sie selbst diese Sybolik aus den im Buchhandel käuflichen „Briefstellern“ entnahmen. Sie vergeudeten keinen einzigen Gedanken daran, dass diese Bücher in fast jedem Haushalt zu finden waren und es nur der Zeit eines Lidschlags bedurfte, um aus dem gedruckten Briefsteller die hier allen Lesern vorgestellten Geheimnisse zu offenbaren.

Doch im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde auch die „Fächersprache“ wieder belebt, die bereits um den Jahrhundertwechsel 18. auf 19. Jahrhundert öffentlich bekannt gewesen ist und am Hofe und in höheren Gesellschaften Anwendungen gefunden haben soll.

Was daran wahr ist, kann ich Euch nicht mitteilen. Doch nehme ich an, dass die Verwendung einer jedermann bekannten „Geheimsprache“ vom Sender ausgehend auf mehrere Empfänger, die sich angesprochen fühlten, treffen und zu Komplikationen führen konnte oder in Mehrzahl sogar musste.

 

Idee einer Fächersprache der Gesellschaft

Hält die Holde den Fächer an ihre Lippen, soll es bedeuten: „Hätte Interesse an Ihrer Bekanntschaft“

Hält sie den Fächer an ihre Augen: „Entschuldigung, es tut mir leid.“

Lässt sie ihn in der Nähe des Erwählten wie unbeabsichtigt fallen: „Einer freundschaftlichen Kontaktaufnahme bin ich nicht abgeneigt, bitte folgen sie mir doch unauffällig !“

Hält sie den geöffneten Fächer von oben mit beiden Händen: „Kein Interesse.“

Reibt sie sich den Fächer an ihre Wangen verdeutlicht sie: „Bin ich Euch verliebt.“

Zieht sie den geschlossenen Fächer mit ernster Miene über ihre nach oben geöffnete Handfläche: „Ich verabscheue Sie !“

Hält sie den Fächer leicht an ihr rechte Wange: „Ich sage JA!“

Führt sie den geschlossenen Fächer an die linke Wange signalisiert sie: „Nein danke, ich möchte nicht.“

Den geschlossenen Fächer mit der linken Hand in der rechten Handfläche zu drehen, soll sagen: „Bitte lassen Sie mich in Ruhe und entfernen Sie sich.“

Dreht sie den geschlossenen Fächer mit der rechten Hand in der linken Hand, heißt dies klipp und klar: „Ihre Bemühungen können nicht erfolgreich werden, denn ich bin in einen Anderen verliebt.“

Dem Gegenüber vorzuführen, wie der Fächer unruhig immer wieder aufgefächert und zugefaltet wird: „Ich habe das dringende Bedürfnis mit Ihnen zu sprechen.“

Einen geöffneten Fächer wie spielerisch an den oberen beiden Enden mit den Fingerspritzen beider Hände vor sich in der Höhe der Taille zu halten sagt: „Gnädiger Herr, möchten Sie auf mich warten?“

Einen geschlossenen Fächer wie bei leichtem Kopfschmerz an die Stirn zu führen und dabei den Kopf in Migränemanier zur Seite zu drehen: „Vorsicht! Ich glaube wir werden beobachtet !“

Wird der geschlossene Fächer an das rechte Ohr geführt, bedeutet dies: „Warum reagiert Ihr nicht auf mich? Ihr seid so grausam zu mir.“

Mit dem geschlossenen Fächer um einen Zeigefinger herum zu fahren soll sagen: „Bin vergeben und verlobt.“

Mit dem geschlossenen Fächer um einen Mittelfinger herum zu kreisen sagt aus: „Nicht interessiert. Bin glücklich verheiratet.“

Einen geschlossenen Fächer mit der Hand fest zusammen zu drücken: „ Ich habe Geduld und kann warten.“

Den Gebrauch eines Fächers einzustellen, ihn zusammen zu klappen und einzustecken, verdeutlicht: „Für den Moment ist Schluss .“

Wird der Fächer energisch zusammengefaltet und abrupt eingesteckt: „Ende eines Kontaktversuchs. Schluss und aus.“

 


Willst Du von hier wieder zurück in unseren “Finde-Index” und weißt im Moment nicht wie ?
Schau nach unter “Tipps: # 3   (zum Findex)”


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