Das wirtschaftlich unglaublich erfolgreiche „Viktorianische Zeitalter“ war ein Gipfel der Prüderie und strengen Kleiderordnung (für Frauen insbesondere). Schon das Zeigen der Fußknöchel war frivol, brachte Männer auf anstößige Gedanken und ermunterte diese ohne Worte zu gewagten abenteuerlichen Annäherungsversuchen.
Ärzte durften Frauen so gut wie gar nicht berühren.
Um dem behandelnden Doktor zum Beispiel zu verdeutlichen, wo es der Patientin weh tat, trat diese an eine Wachspuppe, die der Arzt in seinem Untersuchungsraum aufgestellt hatte und zeigt an dieser Figur die Stelle, die bei ihr schmerzte.
Natürlich war es ganz und gar undenkbar, dass der Arzt mit einer weiblichen Patientin während der Untersuchung auch nur 1 Sekunde allein in einem Zimmer war.
Reihenuntersuchungen an Kindern, besonders Mädchen, auf eine Verkrümmung der Wirbelsäule, die ein vom Schulamt bestimmter Arzt durchzuführen hatte, waren der Gipfel der pervertierten Sitten dieser Zeit. Die jungen Mädchen trugen lange, am Rücken bis zur Taille offene Kleider oder hatten Morgenmäntel verkehrt herum an (Öffnung hinten). Der Arzt schob die Öffnung unter den strengen Augen einer Anstandsdame so weit auseinander, dass er die Wirbelsäule anschauen konnte – nur und ausschließlich die Wirbelsäule oberhalb des für ihn komplett unsichtbaren Beckenbereichs. Nur das Anschauen war genehmigt. Berührungen brachten ihm Ärger aller Sittenwächter ein, die davon Kenntnis erlangten und unter Umständen erlitt er heftige berufliche Nachteile.
Darüber gibt es Berichte in der bereits damals schon sensationshungrigen Presse.
Bedenken muss man dabei unbedingt, dass gerade in diesen von Männern dominierten, scheinheiligen, sittenstrengen und allemal verrückten Zeiten ausgerechnet die Prostitution und der Betrieb von – natürlich illegalen – Bordellen das am erfolgreichsten florierende Gewerbe in Europa war.
Allein in London soll es 6.000 solcher Etablissements jeder Qualitätskategorie gegeben haben.
In diese körpernahen Amüsierbetriebe gingen natürlich nicht die sittenstreng bewachten und um ihre Lebensfreude gebrachten Frauen, dort tummelten sich die Männer und nicht selten gerade die, die eben in aller Öffentlichkeit zu den vehementesten Verfolgern und Kritikern eines lockeren, lasterhaften Weiberlebens auftraten.
Dies zur Einstimmung.
Nun ein Link zu einem sehr anschaulichen Webbeitrag, den Regina Grusling auf „Pinterest“ veröffentlicht und die dort die durchaus hübsche Mode dieser total verklemmten Zeit vorführt.
Betrachter/innen können sich ein Bild davon machen, was Frauen tragen / ertragen mussten, um dem von Männern oder alten Jungfern zusammengebastelten Sittenbild der damaligen „guten alten“ Zeit zu entsprechen und den Ansprüchen der maßgebenden Mannsbilder außerhalb der Wohnung zu gefallen.
Ich bin in der Tat der Ansicht, dass das Tragen einer Burka – abgesehen allein schon vom geringen Gewicht und der Bewegungsfreiheit – den Anforderungen an einen gesunden Körper weit mehr entspricht, als eine dieser puritanische Trachten der verherrlichten, großartigen Zeit der Kaiser- und Königreiche.
[ Hier der Link in die viktorianische Kleiderkammer ]
Ich wünsche euch viel Vergnügen.
Eugenie – 28.12.2020
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