Vor einem Monat veröffentlichte ich hier die ersten Artikel über die Vorstellungen des „Hausherren“ Pastor Ziehnert über das Leben und Treiben einer dem Manne seit Generationen zu Heirat, Hausfrauendasein und Kinderkriegen bestimmten Gattin und Wirthschafterin in EINES MANNES Hausstand.
Ja, der Hausstand gehörte dem Manne, seine Frau (man beachte den Wortlaut „seine“) hatte ihm zu gehorchen, seinen häuslichen Besitz in seinem Sinne zumindest werterhaltend zu bewirthschaften und die unter ihr zu dienenden Gehilfen zur gefolgsamen Arbeit anzuhalten.
Das war zur damaligen Zeit quasi bereits Grundsubstanz der Muttermilch, musste aber dennoch in der eloquenten Ausführung erlernt und permanent optimiert werden.
Heute veröffentliche ich Teil 2 von den väterlichen Vorstellungen des Pastor Ziehnert, die er über seine Frau an seine Tochter herantragen ließ, um diese heiratsfähig herzurichten, damit sie ihm nicht ewig auf der Tasche liegen würde. Statt dessen sollte eine wohlgeratene und auf die Ehe trainierte Tochter wirtschaftlich vorteilhaft heiraten können. um ihren über alles „geliebten“ Vater in dessen Alter eventuell sogar versorgen, zumindest unterstützen zu können. Rentenversicherung gab es ja nicht.
Da es Wunschkinder eigentlich auch nicht gab – eher eheliche oder voreheliche Unfälle – mussten die Kinder ihr Dasein sinnvoll nutzend eine Aufgabe bekommen. Bei Mädchen gab es nicht so sehr viel Auswahl. Entweder gut einheiraten oder als Dienstmädchen mit Kost und Logie in einen fremden Haushalt. Meist in der Stadt, wo es bereits ein unerhörtes Überangebot an arbeitssuchenden Hausmädchen udgl. gab.
Die Aussichten waren für unerfahrene Mädchen echt mies.
Zweites Bild.
Die Schlafstube.
Nachdem Lyna mehrere Wochen hindurch das Wohnzimmer in der besten Ordnung erhalten hatte, trug ihr die Mutter auf, nun eine Zeitlang für die Schlafstube zu sorgen, und zu lernen, was für diesen Theil des Hauses einer guten Wirthin zukomme.
Die Schlafstube ist ein eben so, ja fast noch wichtigerer Theil des Hauses und der weiblichen Pflege, als das Wohnzimmer. Gefällt es uns in diesem nicht, so können wir es auf kurze oder längere Zeit verlassen; in der Schlafstube aber müssen wir, und noch dazu schlafend aushalten. Wenn die Wohnstube uns den Tag über mit ihren Geschäften ermüdet hat, so suchen wir dann in dem Schlafgemach Stärkung und Ruhe.
Das Erste, was daher in dieser Hinsicht eine gute Hauswirthin zu thun hat, ist, wenn sie nicht durch die Nothwendigkeit beschränkt wird, zum Schlafen für die Familie ein helles, geräumiges und freundliches Plätzchen zu wählen, wie unsere Schlafstube ist. In einer solchen läßt sich Ordnung und Reinlichkeit leichter, als in einem engen beschränkten Kämmerchen erhalten. Doch weiß auch manche arme Hausmutter ihr Stübchen nett und angenehm zu machen, da es hingegen zuweilen in den Wohn- und Schlafzimmern der reichsten Leute ungesund und unfreundlich ist.
Zu der Freundlichkeit einer Schlafstube gehört dann aber auch eine freie, angenehme Aussicht. Du lächelst, meine Tochter, und denkst, des Nachts sieht man ja nichts. Des Nachts allerdings nichts, wenn man nämlich schläft. Wenn man aber wacht — wenn man schlafen gehn will, oder aufgestanden ist, dann ist eine freie, freundliche Ansicht höchst wünschenswerth. Weißt du nicht, wie manchmal der Vater, wenn er Abends ermüdet ist, und sich den Tag lang über die Albernheiten und Thorheiten der Menschen geärgert hat, verdrüßlich noch ein Weilchen vor dem Schlafengehen durchs Fenster schaut, und dann erheitert mit einem frommen Dankgebete auf sein Lager steigt. Der nächtliche Anblick des Sternenhimmels, oder der milde Schein des Mondes führte sein Herz aus dem engen Berufsleben wieder in die weite Welt und zu ihrem Schöpfer, zum Menschenvater. Mancher, den Mißmuth, Sorge und Kummer in der Nacht weckte, nimmt seine Zuflucht zu einem Blick in die schweigende Nacht. Alles schläft und ruht, aber für Alle und über Alle wacht Gott, und so verläßt er auch den Bekümmerten nicht. Und endlich hüpfst du ja selbst oft, kaum erwacht, an das Fenster, um dich an dem freundlichen Morgen zu laben. Ein freundliches Schlafgemach mit freier Aussicht ist ein herrlicher Lebensgenuß. Wir haben ihn, meine Tochter, und du sollst nun lernen, ihn zu erhalten und wo möglich zu erhöhen.
Ich will thun, was in meinen Kräften steht, erwiederte Lyna mit Rührung, um Ihnen, gute Mutter, und dem lieben Vater und uns Allen diesen Lebensgenuß zu erhalten und zu bewahren.
Wenn die ganze Familie aufgestanden ist, unterrichtete nun die Mutter ihre gelehrige Tochter, trägst du Marien auf, das Nachtgeschirr hinauszutragen und zu reinigen, und es dann an die Luft zu setzen; denn nichts ist schädlicher und verdirbt die Schlafgemächer mehr, als die scharfe Ausdünstung, die aus diesen Geschirren aufsteigt.
Eben so schnell muß auch der Nachtstuhl, wenn er in der Nacht gebraucht worden ist, gereinigt werden, weil seine Ausdünstungen noch verderblicher sind. Daher sind viele, wie auch der unsrige, mit eisernen Handhaben versehn, um ihn nicht in der Stube öffnen zu dürfen, sondern gleich ganz hinaustragen zu können. Was hilft es aber, wenn man die Nacht-Erkältungen vermeidet, und dafür pestartige Dämpfe einathmet !
Wenn das geschehn ist, dann öffne die Fenster und laß erst eine kurze Zeit die angehäuften Dünste verfliegen. Dann fegst du sorgsam die Ecken und Winkel, damit sich keine Spinnen und ähnliches Ungeziefer einnisten, weil das uns im Schlafe stören, erschrecken, ja gar schaden kann. Dann werden die Betten gemacht. Weil es dir aber damit gehen möchte, wie jüngst beim Scheuern, so soll dir Marie helfen und dir die dabei nöthigen Vortheile zeigen.
Das geschah am nächsten Morgen. Nachdem die Geschirre fortgeschafft, die Fenster geöffnet und abgekehrt waren, kam Marie, und hatte sich ein altes Tuch über den Kopf gebunden.
Wie sieht sie denn aus, Marie? Das Tuch steht ihr schlecht, sagte Lyna.
Es soll auch kein Putz seyn, entgegnete diese freundlich, sondern nur, so lange ich bette und kehre, ein Schutz der Haare und des Kopfes gegen Staub und Federn; und Sie thaten wohl, wenn sie sich auch eins umbanden. Das that Lyna, und nun begann das Geschäft, das einen größern Einfluß auf des Menschen Wohlbefinden hat, als man anfangs glaubt; denn ein schlecht gemachtes Bette verdirbt den Schlaf, und ein gestörter Schlaf macht uns einen mißmuthigen Tag, und Mißmuth bringt uns um die Genüsse des Lebens; daher „ein Bette gut machen zu können“ eine sehr bedeutende Empfehlung eines weiblichen Dienstbotens ist. Marie hatte das Verdienst, und war daher für Lyna eine treffliche Lehrerin.
Weil aber Dienstboten oft eine Arbeit recht brav thun, ohne sich darüber erklären zu können; so fand es die Mutter immer für gut, selbst dabei zu seyn und ihre Anmerkungen zu machen.
Sieh, sprach sie zu Lyna, zuerst nimmt Marie das Deckbette und schüttelt es oft hin und her, damit die Federn, welche sich durch die Wärme hie und da zusammengedrückt, und ihre Spring- oder recht eigentlich Federkraft verloren haben, wieder locker und elastisch werden.
Das thut sie nun auch mit den Kissen und besonders mit den Unterbetten, weil diese mehr als die andern gedrückt werden. Nun schüttelt sie das Stroh auf, das man gewöhnlich, in einem Sack von grober Leinwand gesteckt, der deshalb der Strohsack heißt, zuweilen auch so in das Bette gelegt hat. Dieß muß nun mit vielem Fleiß geschehen, damit keine Vertiefungen und Erhöhungen oder Einseitigkeit des Lagers entstehen. Dieß ist besonders nothwendig, wo im Bette viel Stroh und wenig Unterbetten sind. Um diese Arbeit gut zu verrichten, muß man freilich die Arme ausdehnen und sich keine Mühe verdrießen lassen; daher kommts auch, daß jetzt die Dienstboten selten ein gleiches, ordentliches Bette machen können.
Gieb Acht, so wie es Marie mit dem Stroh machte, verfährt sie auch mit den Betten. Sie sucht die Federn in dem Bette möglichst gleich zu schütteln, damit keine Knoten entstehen, und streicht sie mit der Hand, daß sich auf dem Oberkissen und dem Deckbette nicht ein Fältchen sehen laßt.
Als Marie der Mutter und des Vaters Betten gemacht hatte, bemerkte Lyna, daß das eine am Kopfe viel höher als das andere sey, und fragte nach der Ursache.
Daß jedes Bette unter dem Kopfe höher ist, versteht sich von selbst; daß aber das meinige viel höher ist, als des Vaters Bette, kommt daher, weil es meiner Gesundheit zuträglicher ist, und ich daher gern mit dem Kopfe recht hoch liege. Mit der Erhöhung muß man sich nach eines jeden Wunsche und Bedürfniß richten.
Die Mutter befahl nun Marien zu gehen, indem Lyna ihr eignes und Hilda’s Bette allein machen sollte. Sie that es, und es war fürs erstemal nicht übel geworden. Darüber freute sich Lyna herzlich, und meinte mit einer wirthschaftlichen Miene, daß nun das Auskehren höchst nothwendig sey.
Hast ganz Recht, meine Tochter, hole den Besen, sagte freundlich die Mutter. Lyna kam zurück und klagte, daß sie ein Schwindel überfalle und die Stube sich im Kreise drehe. Die Mutter beruhigte sie, indem sie ihr erklärte, daß das die Folge des Bückens und des Hebens der Betten sey, und sich bald wieder verlöre. Um ihr Zeit zur Erholung zu gönnen, ließ sie Marien die Stube fegen.
Eine Viertelstunde ruhte Lyna auf dem Sopha aus, dann kehrte sie mit der Mutter wieder in die Schlafstube zurück.
Das Erste, was ihr nun in die Augen fiel, waren die Decken, welche über die Betten gebreitet waren. Die Mutter sagte ihr, daß es deshalb geschähe, um die Betten vor dem feinen Staube zu sichern.
Nun begann die gute Tochter wieder ihre Geschäfte und that in dem Schlafgemache, was sie in dem Wohnzimmer bereits mehrere Wochen geübt hatte; sie kehrte und wischte nämlich den Staub ab, reinigte das Waschbecken, goß das übrig gebliebene Wasser aus dem Kruge und reinigte ihn, trocknete den Waschtisch ab, wusch den Schwamm aus, reinigte die Kämme und brachte die Nachtsachen in der Nähe des Fensters wieder an ihren Ort, trocknete das Handtuch, brachte das Zahnpulver, die Bürstchen und alles wieder in die beste Ordnung.
So viel Mühe sich auch Lyna gab, die Schlafstube in der größten Reinlichkeit zu erhalten, so ging es ihr doch wie mit dem Wohnzimmer; es ward nach und nach schmutzig. Sie bat daher die Mutter, scheuern zu lassen.
Da jetzt eben Regenwetter war, so verschob es diese, bis es wieder hellen Sonnenschein und Wärme geben werde, weil es sonst schwer trockne und die Betten sich nicht sommern und reinigen ließen. Als aber nach einigen Tagen wieder helles, freundliches Wetter ward, ließ die Mutter sogleich Anstalt treffen, Lyna’s Wünsche zu erfüllen.
Da einmal gescheuert werden soll, sprach sie zu ihrer Tochter, so wollen wir auch zugleich die Betten reinigen und sommern. Zieh von sämmtlichen Betten die Ueberzüge ab und laß sie in die Waschkammer hängen.
Lyna that es. Nun sage Marien, daß sie die alten Tücher und Teppiche auf dem Rasenplatze vor der Thüre ausbreite.
Als das geschehen war, sprach die Mutter weiter zu Lyna: Trage die kleinern Betten hinaus auf die Tücher und lege sie neben einander, die größern soll Marie nachbringen.
Marie brachte nicht nur die großen Betten, sondern auch zwei Haselstöcke mit, wovon sie einen an Lyna abgab, mit der Bemerkung, nun derb zuzuschlagen und Takt zu halten.
Lyna sah die Mutter staunend an; diese aber lächelte und rieth ihr, Mariens Rathe zu folgen. Nun gings an ein Klopfen auf die Betten, daß es eine Art hatte.
Als es vorüber war, sagte Lyna mit einiger Selbstgefälligkeit zur Mutter: Ich weiß, warum das geschieht; damit der Staub herausfliege.
Es ist zum Theil wahr, erwiederte die Mutter, das Heraustragen und Klopfen geschieht aber auch, um die Federn einmal recht auszutrocknen und dadurch die Betten wieder leicht und voll zu machen. Wenn das aber geschehen soll, muß das Klopfen mehreremal wiederholt werden.
Nun ließ die Mutter von Marien das Stroh aus den Betten schaffen, diese selbst auseinander schlagen, in dem Hofe recht auskehren und dann einige Zeit an die Sonne legen. Als das geschehen war, ward das Schlafzimmer ausgefegt und gescheuert, zum Abende wieder eingeräumt und die Betten mit frischer Wäsche überzogen.
Nach einigen Wochen, als Lyna wieder die Betten gesommert hatte, nahm ihre Mutter Gelegenheit, sie auch mit dem Werthe und mit der Anschaffung derselben bekannt zu machen.
Ein Bette, so begann ihre Unterweisung, ist für Menschen in unserm Himmelsstriche eins der ersten Bedürfnisse, und wer es nicht hat, der kann mit Recht arm genannt werden. Kommt ein Haus in Feuer- oder Wassersnoth, so ist nächst Menschen und Thieren das Bette das Vorzüglichste, was man zu retten sucht; und hat man diese aus der Verwüstung gerettet, so hat man bedeutend gewonnen.
Dieser Werth eines Bettes beruht aber nicht allein auf seinem Gebrauche, sondern auch auf der Schwierigkeit seiner Anschaffung. Das Erste, wofür man zu sorgen hat, ist das Jntelt oder der Federsack, der aus einer fast eigends dazu verfertigten Leinwand gemacht wird. Ehe aber Federn hinein kommen, wird es zuvor in heißem Wasser gebrüht, getrocknet und dann derb mit feinem Wachs ausgestrichen, damit die feinen Federchen nicht durchfliegen.
Ärmere nehmen auch statt des Wachses Inselt, was aber nicht so gut ist, weil es sich in der Wärme leichter auflöst und einen unangenehmen Geruch verursacht.
Die zweite Sorge ist nun um Federn. Diese liefern, wie bekannt, die Gänse. Es giebt geschleußte und Flaumfedern. Ein Bette von den letztem ist äußerst kostbar und daher besitzen es nur sehr reiche Familien, gemischt aber haben wir sie und tausend andere Menschen. Willst du Federn kaufen, so siehe darauf, daß sie neu sind, denn alte Federn füllen kein Bette, machen es nicht weich, und sind oft gefährlich, weil sie aus Betten seyn können, auf denen Personen mit bösartigen, ansteckenden Krankheiten gelegen haben. Neue Federn sind rein, elastisch und ohne Geruch; die schönsten und besten liefert uns Böhmen, und sie machen einen bedeutenden Handelszweig dieses Landes aus. Sie werden nach Pfunden verkauft, und man braucht zu einem Deckbette für eine erwachsene Person meistens Flaumfedern, ungefähr 1O bis 12, zu einem Unterbette gewöhnlich 14, und zu einem Kissen 4 Pfund.
Um gute Betten zu haben, sieh ferner darauf, meine Tochter, daß sie gut geschleußt, das heißt, keine Kiele darunter sind, denn diese zerstechen das Intelt und den Ueberzug, und stören uns auch zuweilen im Schlafe.
Betten mit gehackten Federn sind sehr schwer und nicht viel werth, und daher nur bei der größten Armuth zu finden.
Sind die Federn angeschafft, dann kommt der Ueberzug, der aus mannichfaltigen Zeugen, theuer und wohlfeil gemacht werden kann. Für gewöhnlich hat man dazu auch besondere Arten, die mehrentheils von weiß und blauer oder rothwürflicher Leinwand sind. Auch nimmt man zuweilen kattune Ueberzüge, allein, da der Kattun die Haut reibt und hitzt, so wird dann die innere Seite gewöhnlich mit feiner Leinwand gefüttert. Reiche und vornehme Leute wählen auch Damast und Seide zu ihren Ueberzügen.
Unterbetten, Pfühle, Kopfkissen und Deckbette heißt man ein vollständiges oder ein Gebett-Bette. Darüber breitet man oft auch leichte Decken von Kattun oder Teppiche, um sie desto länger rein zu erhalten.
Da manchen Menschen die Federn keine Ruhe geben, wie den mit Gicht oder Zahnschmerzen geplagten, so wählen diese statt Deckbette, eine Decke von Kattun mit Baumwolle oder Watte gefüttert.
Wenn nun aber alle diese Sorgen eines wirthschaftlichen Weibes ein vollendetes Ganzes hervorbringen sollen, so muß auch noch ein Holzbette herbeigeschafft und darauf gesehen werden, daß es nicht aus abgestandnen, fauligen, wässerigen Holze gemacht sey, denn in dieses kommen, auch bei der größten Reinlichkeit, leicht sehr lästige Gäste und Nachtwandler, nämlich die stinkenden und kneipenden Wanzen. Holz im besten Wuchse, und zwar von kienigen Kiefern ist das vortheilhafteste zu einem Bettgestelle. Unten in dasselbe wählt man Bretter oder leinene Gurte. Die erstem muß man haben, wenn das Stroh frei liegt; die letztem sind wieder besser, wenn es in einem Sacke steckt. Jetzt hat man auch Bettgestelle von Eisen, die aus mehreren Stäben und Stangen zusammengeschmiedet sind, und in diese kommen zwar die erwähnten Thierchen niemals, allein das Eisen rostet leicht an feuchten Orten und die Betten können dann dadurch Rostflecke bekommen, welche sich nicht gut vertreiben lassen.
Wozu hast du aber über deinem Bette die langen Vorhänge? fragte schüchtern Lyna ihre gute Mutter.
Ein solches Bette, gewöhnlich Himmelbette genannt, giebt einen besondern Schutz gegen Staub und eingeschlichnes Ungeziefer, als Spinnen, Fliegen u. dergl. Dann gewährt es auch angenehmen Schatten gegen das Nachtlicht und ist nothwendig für Personen, die einen sehr leisen Schlaf haben, wie sonst deine Brüder. Diese schliefen früher bei mir, und ihnen zu Liebe habe ich den Himmel über mein Bette machen lassen. In reichen und fürstlichen Familien gehören solche Betten mit zur Pracht, und kosten oft bedeutende Summen.
Lyna dankte ihrer verständigen Mutter für die Belehrungen und versprach, sie zu merken und zu benutzen. Da unter dem Gespräch der Abend gekommen war, so besorgtesie ihre Geschäfte in der Schlafstube. Sie schloß die Fenster, weil die kühle Abendluft in einem Schlafgemache schädlich ißt, füllte den Krug mit frischem Wasser, ließ die Nachtgeschirre hinein tragen und goß Oel in das Nachtlämpchen. Sonst hatten Lyna’s Eltern ohne Licht geschlafen, seit einiger Zeit aber ließen sie ein kleines Lämpchen brennen. Dieß stand wohlverwahrt, daß nicht etwa zufällig sich ein Mäuschen dazu schleichen und den brennenden Docht unter ein Bette schleppen und Feuerunglück verursachen könne. Wer ohne Licht schläft, halte nur in der Nähe auf ein gutes Feuerzeug, damit er im Fall der Noth, wie bei Krankheitszufällen, schnell welches anschlagen kann.
In den sehr langen Winternächten ist ein solches Nachtlämpchen gar nicht übel, wo es aber etwas reichlicher mit Oel, als im Sommer, gefüllt werden muß. Ueberhaupt hat im Winter die häusliche Wirthschaft mehr Beschwerliches, als in dem freundlichen Sommer. Um z. B. nicht in das eiskalte Bette zu fahren, muß entweder die Schlafstube geheizt, oder es müssen Wärmflaschen und Wärmsteine in die Betten gelegt werden. Das Erstere liebten Lyna’s Eltern nicht, weil es sich in erwärmter Luft beiweitem nicht so gesund und munter, als in frischer schläft; Wärmflaschen aber wurden bei drückender Kälte gemacht. Auch dieß Geschäft ward Lyna übertragen, nur das Füllen mit heißem Wasser blieb Marien überlassen, weil das, um sich nicht zu verbrennen, die größte Vorsicht erfordert.
Bei Besorgung dieser und anderer handlichen Geschäfte kam oft unerwartet der Abend und die Schlafzeit, und Lyna ging mit ihren guten Eltern, nach gemeinschaftlichem Abendgebet, heiter zur Ruhe.
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