Home Bestrafung 1874 – Streit am Gartenzaun

1874 – Streit am Gartenzaun

by Gitti

1874
Schon damals ging es nur ums Rechthaben
Der ultimative Streit am Gartenzaun

Die Tageszeitungen in Schweinfurt (“Baiern”) berichteten in der Erntezeit des Jahres 1874 von einem ausufernden und von gegenseitigem Hass getriebenen Streit über den Abstand mehrerer Stauden mit Johannisbeeren zum Gartenzaun, der die Gärten der beiden Streithähne voneinander trennt.
Der eine Gartenbesitzer wollte, dass der Abstand vermehrt wird. Der Kontrahent fühlte sich ebenfalls im Recht und wollte, dass seine Stauden da stehen bleiben wo er sie gepflanzt hatte.
Der Streit wurde erbittert und mit allen Mitteln geführt. Jeder wollte Recht behalten. Beide fühlten sich auch auf der richtigen Seite des Gesetzes, ebenso waren beide stur der Überzeugung, den Streit auf jeden Fall zu gewinnen, gaben keinen Zentimeter nach und beide blieben über mehrere Gerichtsinstanzen ihrer in Stein gemeißelten Überzeugung treu.
Der Beklagte wurde in letzter Instanz dann dazu verurteilt, die Stauden um gerade einmal 2 Fuß (!!) zurückzusetzen.

Beeindruckender als das Urteil, war die Kostenentscheidung des Gerichts. Der Kläger wurde verurteilt 295 fl (Gulden) zu zahlen, der Beklagte – als der Unterlegene – musste 310 fl (Gulden) berappen.

Da staunt man im Jahre 2021 nicht schlecht. Glaubte man doch fest an die guten, alten Zeiten und nun dies. Zänkisch, rechthaberisch, unnachgiebig zeigten sich unsere Vorfahren. Leider geht aus dem Zeitungsartikel nicht hervor, ob die Streithähne evtl. Streihennen waren, wie sich die Ehepaare untereinander und im nachbarschaftlichen Verhältnis benahmen und ob sich bereits Risse in den Ehen der Streitparteien zeigten.
So ein Prozess hatte ganz bestimmt auch in alten Zeiten schlimme Langzeitfolgen für das Zusammenleben an der Gartengrenze. Folgen, die nicht selten in die Generation der Erben hineingetragen wurden. Könnte es sogar sein, dass diese Folgen auch heute noch ausgetragen werden, ohne den Ursprung zu kennen?
Kommt uns da etwas bekannt vor?

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1 comment

Albert 14. Oktober 2021 - 13:16

Das mit dem “long” hat wohl eine lange Geschichte. Langbogen, Longhorn, Longnose und nun gab es sogar Long-Johannis. Wunderbar. Da macht mir Long-Covid gleich weniger Sorgen.

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