Im Nachlass meiner Urgroßmutter Anneliese († 1939) habe ich diese sehr, sehr alte „Kräuterlehre“ unter den Resten ihres „Gartentagebuchs“ aufgestöbert. Es handelt sich um sieben vergilbte und ziemlich ramponierte Zeitungsausschnitte um die Jahrhundertwende 1900.
Als Dankeschön für Eure freundliche Hilfe gebe ich Euch die von meinen Enkel eingescannten Blätter zur Veröffentlichung in Eurem Blog. Eure Ulrike.
Aus dem Rezepteschatz von Uroma Anneliese
Die Küchenkräuter im Garten
1. Theil
Ein kleines Kräuterbeet ist eine Notwendigkeit in jedem Garten und sei er noch so klein. Viele Gemüse und Speisen gewinnen erst an Geschmack, wenn die passenden Küchenkräuter bei der Zubereitung zu Hilfe genommen werden. Ich erinnere nur an das Bohnen- oder Pfefferkraut. Wie fade schmecken die grünen Bohnen, wenn Pfefferkraut fehlt oder trockene Bohnen sobald Thymian vergessen ist; beim Einmachen der Gurken sind Dill, Estragon, Basilikum durchaus notwendig. Welch schmackhafte Saucen lassen sich aus den verschiedenen Küchenkräutern bereiten!
Ich will auf die Verwendungsweise der Kräuter hier nicht näher eingehen, sondern diese bei der Besprechung der einzelnen Sorten erwähnen.
Ein Küchenkräuterbeet muß möglichst nahe dem Hause sein, damit man schnell dorthin gelangen kann, wenn dieses oder jenes Kraut gebraucht wird. Die Kräuter im Garten zerstreut anzupflanzen, um damit hier und dort ein freies Plätzchen auszufüllen, ist unpraktisch. Es geht die Uebersicht, die rechtzeitige Ernte, besonders aber auch die geeignete Pflege verloren, weil die Pflanzen beim Ernten der übrigen Gemüse meistens zertreten und zerstört werden. Gleich am Eingange des Gartens findet das Küchenkräuterbeet seinen geeignetsten Platz,
d. h. wenn dieser hinreichend sonnig liegt, da die Küchenkräuter einen solchen benötigen. Eine günstig gelegene Rabatte ist zur Bepflanzung mit Küchenkräutern sicher zweckmäßig. Das Beet muß gut zubereitet, d. h. mit Kalk, fettem Kompost oder verrottetem Dünger gedüngt werden und vorher 50 cm tief rigolt sein. Allzu stickstoffreich soll das Beet wiederum auch nicht sein, da die Kräuter dann weniger aromatisch sind. Dies ist also bei der Anlage des Beetes zu berücksichtigen. Weiter wird das Beet so eingeteilt, daß die einjährigen von den mehrjährigen Kräutern gesondert stehen.
Die Anpflanzung der mehrjährigen Küchenkräuter geschieht am besten schon im Herbst, wie auch zu dieser Zeit die Teilung älterer Pflanzen mit Erfolg vorgenommen wird. Nach der Pflanzung wird das Beet, d. h. der Boden mit verrottetem Dünger bedeckt und erhalten die frischverpflanzten Kräuter im Winter sehr zweckmäßig eine leichte Tannenreisigbedeckung. von den ausdauernden Küchenkräutern genügen hier gewöhnlich einige Pflanzen, wenn der Haushalt kein zu großer ist.
Die einjährigen Küchenkräuter werden zum Teil an Ort und Stelle gesät oder aber in das Mistbeet oder in Töpfe und wenn hinreichend erstarkt, ausgepflanzt. Ich werde die Anzuchtsweise bei jeder Sorte angeben:
Der Dill kann schon im Herbst an Ort und Stelle ausgesät werden oder zu Anfang März. Wo einmal Dill im Garten gestanden hat, sät er sich leicht von selbst wieder aus, wenn man einige Blüten zu Samen stehen läßt, was ja so wie so meistens der Fall ist. Es ist bei dem Dill nötig, daß man die junge Aussaat auf 5 bis 10 cm verzieht, weil die Pflanzen dann nicht nur stämmiger werden, sondern sich auch länger frisch erhalten.
Der Dill findet grün und getrocknet Verwendung und zwar grün als Gewürz zu Kopfsalat, auch zum Einlegen der Gurken, getrocknet ebenfalls zum Einlegen der Gurken und des Kopfkohles. Grün erntet man den Dill, wenn er seine Blüten ausgebildet hat und trocken, wenn die Samen anfangen braun zu werden. Einzelne Blättchen, die als Würze zum Kopfsalat Verwendung finden, kann man schon ernten wenn die Pflanzen noch klein sind.
Das Bohnen- oder Pfefferkraut, auch Kölle genannt, kann ebenfalls schon im Herbst gesät werden, sonst im März—April. Meistens sät es sich von selbst wieder aus, wenn man eine Pflanze zur Samenreife stehen läßt.
Der feine Samen, welcher gleich an Ort und Stelle gesät wird, wird nicht bedeckt, nur gut angedrückt und angegossen. Kölle dient zur Würze an grüne Bohnen, auch wird sie vielfach zur Wurstbereitung verwendet.
Für den Winter schneidet man einige Pflanzen während der Blüte über den Boden ab oder zieht sie auf und trocknet das Kraut an einem schattigen und luftigen Ort.
Thymian. Der Thymian gehört zu den ausdauernden Küchenkräutern, er kann 3 Jahre an ein und derselben Stelle stehen bleiben und findet auch vielfach zur Einfassung der Wege Verwendung. Die Anzucht geschieht durch Samen im März, welchen man in Töpfe oder ins warme Mistbeet aussät. Später werden die Pflanzen mit 10 bis 15cm Abstand an Ort und Stelle gepflanzt. Der Thymian kann aber auch im Herbst oder Frühjahr an Ort und Stelle gesät werden, doch darf man den feinen Samen nicht bedecken. Bei der Frühjahrsaussaat im freien Lande wird er erst spät verbrauchsfähig, vorhandene Pflanzen können durch Teilung im Frühherbst oder Frühjahr vermehrt werden. Geerntet wird der Thymian während der Blüte und des ganzen Jahres. Verwendung zur Wurstbereitung, an trockenen Bohnen, vielfach auch an Bratkartoffeln, Braten etc.
2. folgt
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