Bereits vor dem Preußischen Kartoffelbefehl, durch den in Preußen (nur in Preußen) um die 1755 bis 1760 zwangsweise flächendeckend Kartoffeln angebaute wurden – also noch 40 Jahre vor dem frühesten Erwähnen des „Kartoffelsalats“ in unserem Blog – so zum Anfang des 18. Jahrhunderts, war die Kartoffel in den Küchen bereits bekannt, wurde aber nur sehr, sehr zögerlich eingesetzt.
Wenn die Kartoffel aus der Küche heraus dennoch den Weg auf den Teller des Esstischs fand, dann eher zubereitet wie die „Zuckerrübe„.
So heißt es in einem 300 Jahre alten Kochbuch.
Diese Rübe wurde – abgesehen vom überall angewendeten Kochen – in Scheiben geschnitten und wie die Steck- oder Zuckerrüben gebraten, wozu man auch gebratenen Fisch anbot. Das damals als Zuckerrübe definierte Gemüse war aber die Zucker-Wurzel, die man vor dem Braten in Butter, in Mehl wendete und nach dem Braten u.a. mit Zipollen (Zwiebeln) würzte.
Die allgemeine Steckrübe war überwiegend ein Viehfutter (auch Kuhrübe genannt) und sie war aber auch als arme Leute Nahrung weithin als Hauptnahrungsmittel des schlichten Volkes in Gebrauch (im 18. Jahrhundert war kein Bauer oder Handwerker frei und der mittelalterliche Spruch „Stadtluft macht frei“ war bereits nicht mehr gültig.
Dies deutet darauf hin, dass die Kartoffel lange brauchte, um neben den unterschiedlichen Rübensorten auf den Esstisch der Bevölkerung zu gelangen, um sich nach und nach als Stampfkartoffel, Kartoffelmehl, Kartoffelstärke, gekochte Kartoffel, Kartoffelsalat oder Bratkartoffel an die Stelle der Steck- und Zuckerrüben oder auch den süßen „Pasternacken“ durchzusetzen.
Doch noch im Steckrübenwinter 1916/1917 hatte die Rübe die Aufgabe, das deutsche Volk durch eine grässliche Hungersnot zu bringen. Die Kartoffel hatte bis dahin immer noch nicht den Spitzenplatz als Hauptnahrungsmittel erlangen können.
Wir können in allen Kochbüchern der 19. Jahrhunderts (*) blättern, die Kartoffel wird beinahe niemals als „Sättigungsbeilage“ mit Sauce und Gemüse zu Fleisch angepriesen.
(*) Stand heute können wir republikweit in mehr als 100 historischen Kochbüchern nachschlagen, suchen und herumschnüffeln. Alle immer neuen Auflagen der unterschiedlichen Jahrgänge mitgezählt, dürften wir ganz sicher bei 120 bis 125 Exemplaren aus dem 19. Jahrhundert (bis 1899) angelangt sein, die uns im Kreise der Freundinnen dieses Blogs jederzeit zur Einsicht und Abschrift zur Verfügung stehen. Einige wenige stammen sogar aus der Zeit des 18. Jahrhundert (bis 1799). Handschriftlich geführte Kochbücher habe ich mitgezählt.
Gitti, am 14.12.2020
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