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Freie, Halbfreie, Unfreie + landwirtschaftliche Produktionsgemeinschaften

by de olde Grotmüdders

Freie, halbfreie, unfreie Bauern und frühe landwirtschaftliche Produktionsgemeinschaften

Britta und ich haben uns als Lainnen in den vergangenen 14 Tagen mit den Produzenten der Lebensmittel unserer Voreltern beschäftigt.
Etliche Literatur, uns bis dahin vollkommen unbekannt, haben wir durchgeblättert und gelesen.
Manches war informativ, vieles unterhaltsam und einiges sogar spannend.
Alles wurde von ausgewiesenen Fachleuten geschrieben, mit Hinweisen auf weitere Fundstellen nur so gespickt und entsprechend hochkarätig formuliert.
Das was wir aus dem Volumen an Informationen verstanden haben, ist hier zusammengefasst von uns niederschrieben.

Wir sind der Ansicht, dass die Ursprünge der landwirtschaftlichen Nahrungsgewinnung wichtig sind, um uns ein Bild von den Produzenten der Lebensgrundlagen unserer Voreltern, Ihrer Nahrungsmittel, der Rezepte und ihrer schwierigen Lebensweise zu machen.

Wenn wir weitere Erkundigungen zu melden haben, dann tun wir dies.
Wir gehen komplett unwissenschaftlich vor. Wer tiefgründige Angaben haben möchte, dem steht die Welt der Fachliteratur offen.

Anfängerinnen wie wir haben mit BAUERN IM MITTELALTER” von Werner Rösener begonnen. ISBN 3 7632 3075 0.
Concierge hat uns dazu geraten und wir können bestätigen, dass der sehr fachkundige Herr Rösner so anschaulich und unkompliziert an dies schwere Thema herangegangen ist, dass auch der wenig vorinformierte Ratsuchende komplikationslos einsteigen kann. Wem das nicht ausreicht, der sollte sich mit Herrn Rösners sehr ausführlichem Quellen- und Literaturverzeichnis beschäftigen.
Es lohnt sich.
Das Buch liegt auf meinem Nachttisch. Bereit zur endgültigen Bewältigung.

Seit frühester Zeit gliederte sich die Gesellschaft grob in drei Lager oder Gruppen:

1. Geistliche, Schamanen, professionell Betende.
2. Krieger, Kavalleristen, Waffenträger, Mächtige, Besitzende, Grundherren, Häuptlinge, Clanführer, Persönlichkeiten mit Verhandlungs -/Vertretungsmacht auf weltlichem Gebiet, Kaufleute, Industrielle.
3. Bauern (freie, halbfreie, unfreie).
Freie Bauern durften Waffen besitzen, hatten dafür im Notfall widerspruchslos die Beistandspflicht für ihren Herren,  Anführer zu erfüllen.

Für jede der vorgenannten Kategorien galt jeweils eigenes Recht. Die Bauern und Handwerker unterstanden dem allgemeinen Recht und hatten nur niedrigste Privilegien.
Ritter, Krieger und Kaufleute (z.B. Hanse) waren dem regierenden Adel direkt verpflichtet und erhielten von dort ihre existenzielle Zulassung und wirtschaftliche Berechtigung.
Zum Beispiel auch das Standrecht des Adels und der Begüterten, ein Vergehen der Leibeigenen direkt und auf der Stelle nach Gutdünken zu bestrafen. Dies führte unter anderem dazu, dass Eigentumsdelikte zu Lasten der oberen Gesellschaft härter bestraft wurden als der Totschlag eines Niedrigen durch eine Person der höheren Gesellschaftsschicht.

Durch stetige Erweiterung der Kenntnisse und Entwicklung der Techniken gelang es der Bauernfamilie sich selbst zu versorgen. In späteren Zeiten sogar einen Produktionsüberschuss zu erzielen. Diesen konnten sie auf den ortsnahen Märkten zum Handel anbieten. Üblich waren Waren- / Leistungstausch und Abgaben (Steuern) an die höheren Stände, zu deren Existenzsicherung.

Überproduktion bäuerlicher Betriebe und die Abhängigkeit oberer Stände von den permanenten Abgaben und Leistungen (Frondienste) schufen der Bauernschaft eine existenzielle Bedeutung im Wirtschaftsgefüge.

Allerdings führte diese existenzielle Aufwertung nicht zu mehr Rechten. Ganz im Gegenteil!
Die höheren Stände erkannten sehr wohl, sehr bald die wirtschaftliche Bedeutung für ihre Existenz und ihre eigene zunehmende Abhängigkeit vom ununterbrochenen Waren- und Leistungszufluss aus den bäuerlichen Produktionsgemeinschaften.

Sie unterdrückten sofort freies Gedankentum, Bildung und dann die gesamte Bauernschaft. Anfangs zwang die Not und später die Grundherren  flächendeckend ganze Dörfer zu gemeinschaftlicher Feldbewirtschaftung.

Daneben hinderten sie die eigene Bauernschaft Acker (Lehen) und Hofstelle – welche ihn sowieso nicht gehörten – aus freien Stücken zu verlassen, in eine andere Siedlung / Ortschaft umzuziehen oder in Bauernfamilien, die einer anderen Herrschaft untertan waren, ohne ausdrückliche Genehmigung beider Herrschaften einzuheiraten.

Sie waren mit Leib und Leben Untertanen (Leibeigene) ihres Eigners, der Herrschaft geworden. Ein Hocharbeiten d.h. ein Aufstieg in höhere Gesellschaftsschichten war undenkbar. Ein ungenehmigtes Aufheiraten von Unfreien in freie Familien sogar bei Strafe untersagt.
Der Tod eines Abgabepflichtigen führte dazu, dass der Lehnsherr von der Familie Ersatz für die verlorene Arbeitskraft des Verstorbenen verlangte. Beispielsweise in Form des Beststückes (bestes Stück Vieh oder bestes Kleidungsstück).

Langsame Effektivitätssteigerung dörflicher Sozial- und Produktionsgemeinschaften erwirtschaftete erste Ertragssteigerung und führte die Bauernschaft in die seinerzeit als optimal erachtete 3-Felder-Wirtschaft.
Diese laugte aufgrund mangelnder Dünger den Boden allerdings nachhaltig aus und führte zudem wegen Fehlens geeigneter Gerätschaften erneut zurück zu einem wenig effizienten und stetig abnehmenden Ernteertrag. Um größere Felder zu bewirtschaften, die geringe Ernten ausgleichen sollten, die daneben auch durch Missernten und kriegerische Einflüsse beeinträchtigt wurden, war immer mehr Personal erforderlich.
Die Leibeigenschaft wurde also weiter ausgeweitet und strenger gehandhabt.
In der nun von oben herab noch stärker entrechteten Bauernschaft entstand über Jahrhunderte auf diese unveränderte Weise die Überzeugung, dass dies das von niemand geringerem als Gott gewollte Gefüge der Menschheit sei und deshalb klaglos zu erdulden sei.
Geistliche und weltliche Herrschaften untermauerten selbstverständlich diese Einsicht. Sie wiesen allzu gern auf himmlische Strafverfahren und Ahndung des Ungehorsams gegen die Obrigkeit durch das ewige Fegefeuer hin und sahen sich über Generationen dann selbst als gottgewollte Obrigkeit.
Nur ein gehorsamer Untertan war ein gläubiger Christ, der mit Gottes Segen rechnen konnte. Nichtchristen oder Unchristen waren ohne Wert und hatten gar keinen oder keinen anhaltenden Rechtsanspruch.

Neben dem christlichen Glauben existierte in der Glaubenswelt der einfachen Bevölkerung eine ungebrochene heidnische Parallelwelt der Feen, Zauberer und Trolle, welche seit je her großen Einfluss hatten; meist in Form landwirtschaftlicher Misserfolge.

Dies gilt im großen und ganzen trotz fortschreitender sozialer Änderungen, wirtschaftlicher Entwicklungen und deutlicher politischer Unterscheidungen der europäischen Staaten durchgehend bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts in Europa.

In der sogenannten freien Neuen Welt – jenseits des Atlantiks – nahm die Entwicklung einen nur selten vergleichbaren Weg. Die Leibeigenschaft der als Sklaven eingeführten Nichtchristen nahm industrielle Ausmaße an. Zum Wohl der Grundherren und der Steigerung der wirtschaftlichen Erträge.
Der Imperialismus der alten Welt führte diese Strukturen dann auch im Rest der Welt – besonders außerhalb Europas – weltumspannend bis in das 20. Jahrhundert in Form eines ausufernden und in Fremdherrschaft und Unterdrückung endenden Kolonialismus  fort.


Willst Du von hier wieder zurück in unseren “Finde-Index” und weißt im Moment nicht wie ?
Schau nach unter “Tipps: # 3  (zum Findex)”


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Über Omas Jahre

Hi, ich bin hier die Aufsicht und sozusagen das Mädchen für alles. Ich werde gerufen, um Ordnung zu halten oder aufzuräumen. Jedoch auch, wenn meine Kolleginnen vor Problemen stehen oder Leser/innen sich mit Wünschen oder Nachrichten an die Blog-Redaktion wenden. Bin 365/24 für diesen Blog da, aber nicht rund um die Uhr erreichbar.


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