Aus den Überresten eines mindestens 200 Jahre alten Buchs, welches nur noch aus losen, eingerissenen und eselsohrigen Blättern – ohne Umschlag und Titel – besteht, habe ich eine Seite herausgefischt, auf der ist dieser wahre, reelle, aber sehr fiese Spruch zu lesen, der so treffend den Sinn Eurer Suche nach den Rezepten der armseligen Küche kleiner Leute, Lehnsbauern, Hirten, Knechte, Wandergesellen und Tagelöhner passt und deren Elend samt ihrer heute unvorstellbaren Not bestens wiedergibt:
Die köstlichsten Gewürze weit und breit,
sind Arbeit, Hunger und Genügsamkeit.
Ob dies als Spott oder Galgenhumor gedacht gewesen ist, vermag ich Euch nicht mitzuteilen.
Das total vergilbte Büchlein wird vielleicht ein Lehrbuch für ältere Kinder oder sehr junge Erwachsene gewesen sein. Gedruckt ist es in altdeutscher Schrift und die handschriftlichen Notizen und Anmerkungen sind allesamt etwas für einen Graphologen oder einen ganz alten Apotheker. Sie machen den Eindruck, als wäre die Stenographie schon um 1800 herum erfunden worden.
Es hat offenbar aufreibende Zeiten mitmachen müssen.
Es lag in einem Stapel weiterer Bücher (dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts) zusammen mit sehr privaten Erinnerungsstücken in einer wurmstichigen Holzsteige im Hause unseres Großvaters, der sich nur erinnern will, dass es eine Hinterlassenschaft seines Bruders sein kann.
Werner Machold, östliches Mecklenburg-Vorpommern
25. Mai 2021 als Mailpost
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