Home Beruf+Bildung Löhne und Lebenskosten – Westeuropa – 19.Jh

Löhne und Lebenskosten – Westeuropa – 19.Jh

by Arthur Piefke

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Unter dem Titel „Löhne und Lebenskosten in Westeuropa im 19. Jahrhundert“ veröffentlichte 1914 Dr. Carl von Tyszka, der als Direktorialassistent am Statistischen Amt der Stadt Leipzig tätig war, ein umfassendes Werk über die „Lebenskosten deutscher und westdeutscher Arbeiter“.
Er erfasste in unglaublich mühsamer Kleinarbeit und durch das Studium aller ihm erreichbaren Vorlagen eines Zeitraums von mehr als 100 Jahren u.a. auch im außergewöhnlich umfangreichen und detaillierten französischen Druckwerk  „Salaires et coút de l’existence à divers époques, jusqu’en 1910. Publité par le ministère du travail et de la prévoyance sociale – Paris 1911“ alle erreichbaren Angaben zu Löhnen, Lebenshaltungs- und Mietkosten, auch Angaben zu Wohnungsgrößen udgl.

Was seine Mühe für mich so ungewöhnlich wertvoll erscheinen lässt, ist die Tatsache, dass er sich um die Lebenssituation des „gemeinen Mannes“ kümmerte.
Nicht die Offenlegung des sorglosen Lebens der vermögenden Gesellschaftsschichten und die schon damals in diesen Kreisen grassierende Steuervermeidung ist in seinem Buch belegt.
In sehr überschaubaren Aufstellungen ist hier das schlichte Leben der Familien des kleinen Mannes aus Frankreich, England, Spanien, Belgien wissenschaftlich aufbereitet und für jedermann nachvollziehbar dokumentiert.
In einem extra Anhang dazu befasst er sich dann ausführlich mit den „Lebenskosten deutscher und westeuropäischer Arbeiter“.

Wer sich nicht scheut, Statistiken zu lesen, wer sich nicht enttäuscht sieht, wenn er vor sich eine Tabelle mit Jahreszahlen, Geldbeträgen und Prozentzahlen liegen hat, dass ihm kein mundgerechter Happen serviert wird, der wird sich sehr an diesen Informationen erfreuen können.
Denn – wenn ich mal fragen darf : “Woher sollten wir denn sonst nachvollziehbare, vergleichbare  Kenntnisse über solche Daten erhalten, wenn nicht aus Tabellen?”

Wer wissen möchte, was 1 kg Ochsenfleisch 1806 kostete und wie sich der Preis bis 1906 veränderte, wer an Mietkosten und Wohnungsgrößen der Bergarbeiter und Maurer zu unterschiedlichen Zeiten interessiert ist, wer verstehen möchte, was damals in Ur-Omas Zeiten los gewesen ist, der kommt nicht umhin sich danach zu erkundigen, was der Ur-Opa verdiente und welcher finanzielle Spielraum den Familien zum Leben, zum Überleben zur Verfügung gestanden hat.

Ich bin sehr glücklich, dass ich rein zufällig von der Existenz einer seltenen Originalausgabe des III. Teiles des 145 Bandes der „Schriften des Vereins für Sozialpolitik“ erfuhr und diese – zudem in einem tadellosen Zustand – dann auch noch ergattern konnte. Sie ist 1914 im Verlag von Duncker & Humblot, München und Leipzig“ gedruckt worden und ist dem Verlag so wichtig erschienen, dass sie auch als preisgünstiges Reprint auf dem Büchermarkt kursiert.
Wer also nicht allzu tief in die Tasche greifen mag, aber sich dennoch hierüber umfassend informieren möchte, dem sei angeraten, sich ein Exemplar zu beschaffen.

Ich rate an dieser Stelle allen, welche die Zeiten ihrer Ur-Eltern ernsthaft verstehen möchten, sich diese 291 Seiten nicht entgehen zu lassen.

Wer sich zusätzlich über den Autor informieren möchte, dem rate ich im Internet unter dem Suchbegriff „Carl von Tyszka“ nachzuschauen. Er lebte von Oktober 1873 bis Oktober 1935.
Auf „Wikipedia“ ist über ihn ein durchaus interessanter Bericht veröffentlicht.

 

Am 11.06.2021 als Mail mit freimütig ungegendertem Text von Eurem Piefke


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1 comment

Knut Ervertson 22. Juni 2021 - 17:09

Schade, dass in dieser Tabellensammlung keine Angaben über die skandinavischen Königreiche enthalten sind. Hier in DK gab es im 19. Jahrhundert dürftige und katastrophale Hungerlöhne. Die Grundherren fühlten sich über dem Gesetz stehend und verlangten vom einfachen Volk enorme Arbeitsleistungen bei Ausbleiben der geforderten Geldzahlungen oder Naturalabgaben.
Wundert es da, da in Auswanderschiffen ganze Schiffsdecks in 3-Etagenbetten (2 x 2 Meter) vollständig, d.h. mit 6 Personen, durch Skandinavier belegt waren?
Schlechter als in ihrer Heimat konnte es ihnen schlimmstenfalls ja nicht einmal auf dem Grund des Atlantiks gehen.

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