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Dezember 1844 – Nachrichten

by Gitti

Düsseldorf
Am 09. Dezember 1844 wurde hier wiedermals eine zahlreich besuchte Versammlung zur Bildung eines Bezirksvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen gehalten, doch scheint man auch diesmal noch immer nicht recht einig geworden zu seyn, was man zuerst heben und berichtigen soll, das geistige oder das leibliche Wohl der Arbeiter.
Die Frage scheint überhaupt der Stein des Anstoßes bei den meisten derartigen Versammlungen zu seyn, obgleich die Erfahrung längst bewährt hat, daß die Hebung der körperlichen Not auch die Moralität und Gesittung steigert.

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Antwerpen
In der Nacht vom 08. Dec. Ist der Steuermann am Bord des Schiffes Oskar ermordet worden.
Der Thäter ist noch unentdeckt.

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London
Prinz Albrecht verlegt sich jetzt auf Schlittschuhlaufen, und zwar auf englischen Patentschlittschuhen, da seine von Deutschland mitgebrachten wie natürlich sehr schlecht und plump gearbeitet waren.

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London
Die städtischen Behörden haben alle kleinen sogenannten Pfennigtheater schließen lassen, weil dieselben meistens nur Diebes- und Mordgeschichten zur Aufführung bringen, und es sich herausgestellt hat, daß eine Anzahl Taschendiebe und sonstige Taugenichtse, von denen London wimmelt, größtenteils diesen Musentempeln seine erste Bildung verdankt.

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Paris
Die Unsicherheit der Stadt und die nächtlichen Raub- und Mordanfälle werden immer ärger, es soll deshalb eine eigene Nachtpolizei von 2400 Mann errichtet werden.

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Nürnberg
Am 1. Febr. f. J. Sind der allerhöchsten Stelle aus allen Orten die Verzeichnisse der in diesem Jahre vorgekommenen Selbstmorde einzureichen, um Mittel in Erwägung zu bringen, wie dem Umsichgreifen der Selbstentleibungen begegnet werden kann.

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Nürnberg
Der Raubmörder Eppensteiner’sche Untersuchungsprozeß ist allgemeinem Vernehmen nach beendigt, und es harret der Bösewicht seines wahrscheinlich bald eintreffenden letzten Urtheils. Ueber sein Betragen vernimmt man die verschiedensten Angaben, von denen natürlich keine auch nur einigermaßen vertreten werden kann. Einige wollen aus guter Quelle wissen, Eppensteiner sei von Reue und Zerknirschung so angegriffen geistig und körperlich, daß man noch immer für seine Gesundheit ernstlich besorgt sein müsse.
Andere dagegen behaupten aus wo möglich noch besserer Quelle erfahren zu haben, der ruchlose Doppelmörder sei nur dem gewaltigen Eindruck erlegen, den nach seiner Gefangennehmung in Passau die Aufläufe von Schaulustigen in allen Orgten und Städten, durch die er transportiert wurde, auf ihn wohl nothwendig hervorbringen mußten, namentlich hier auf der Fahrt durch die Straßen bis zum Leichenhaus und dort während der Recognition der Leichname.
Später habe sich Eppensteiner nicht nur wieder völlig erholt, sondern er habe sein Benehmen auch weit eher von Verstocktheit und von tiefeingewurzelter Ruchlosigkeit, als von Reue und von Ergebung in sein nur allzuverdientes Loos gezeigt.

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Passau
Das Montags schnell eintretende Glatteis hat leider auch einen Unglücksfall herbeigeführt. Ein wackeres Nähermädchen hat in Folge des Ausgleitens den Fuß gebrochen.
Möchte doch das Publikum im Interesse seiner Mitmenschen die obrigkeitlichen Verordnungen in Betreff des Sandstreuens etc. Recht genau befolgen.

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Rom
Auf viele Vorstellungen vornehmer Herren hat die Regierung ihr Verbot gegen die Hetzjagden zurückgenommen, auch hofft man, die Pferderennen werden wieder freigegeben werden, aus Dankbarkeit wollen sich dann die erwähnten Vornehmen bei einem Vereine gegen Thierquälerei als Ehrenmitglieder aufnehmen lassen.

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Spandau
Nachdem Tschech’s Urtheil, welches auf die Strafe des Räderns lautete, in Hinrichtung mit dem Beil verwandelt worden ist, hat der König erklärt, der Gerechtigkeit freien Lauf zu lassen. Das Urtheil wurde demselben publicirt, und morgens darauf (14.Dez)  hier vollzogen.
Tschech starb als Mann von Charakter, gefaßt bis zum letzten Moment; auf seinem letzten Wege nach Spandau rauchte er im geschlossenen Wagen eine Zigarre.

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Rosenheim
Am 6.d.M. hatte der Zimmerpalier Hollyell bei der hiesigen Saline auf einer Hasenjagd das Unglück, nachdem er auf einen Hasen schoß, der jedoch nicht sogleich todt blieb, sich dadurch selbst zu erschießen, indem er den Hasen mit seinem Wender, wovon noch ein Lauf mit einer Kugel geladen war, verfolgte, auf den denselben schlug, wodurch sich das Gewehr entlud, und ihn der Schuß, durch die Brust gehend, augenblicklich tödtete,

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Leipzig
Mehrere Fleischer lassen sich jetzt Wagen bauen, in welchen das Schlachtvieh ungebunden transportirt wird. Nicht nur ist dadurch die schändliche Thierquälerei umgangen, sondern es ist auch ärztlich bewiesen, daß dadurch besseres und gesünderes Fleisch geliefert wird.

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Hi, ich bin hier die Aufsicht und sozusagen das Mädchen für alles. Ich werde gerufen, um Ordnung zu halten oder aufzuräumen. Jedoch auch, wenn meine Kolleginnen vor Problemen stehen oder Leser/innen sich mit Wünschen oder Nachrichten an die Blog-Redaktion wenden. Bin 365/24 für diesen Blog da, aber nicht rund um die Uhr erreichbar.


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