Krischan schreibt uns:
Hallo Omas und Ururomas in Sachsen-Anhalt, in Saaleck und im Netz,
erinnert Ihr Euch?
1853 wurde auf dem Burghof der Rudelsburg die erste Trinkhalle eröffnet.
Der Grund war banal. Die Studenten (unsere Ururur-Opas) des weiten Umlandes hatten sich die Ruine der ehrwürdigen und geschichtsträchtigen Rudelsburg bei Saaleck zum alljährlichen Treffpunkt auserkoren und dies zug nach und nach zusätzlich immer mehr junge Menschen dorthin und fanden auf und an den Hängen parallel zur Burg Saaleck auf der Rudelsburg ab 1855 den Mittelpunkt ihrer mit vaterländischem Stolz gewürzten Versammlungen.
Denkt dabei auch daran, dass 1848 das erneute „Fest auf der Wartburg“ und die „von 1848 bis 1849 dauernde Märzrevolution sprich Deutsche Revolution“ stattfanden und den Wunsch nach einem zusammengehörenden Deutschen Volk in einer einheitlichen Nation ausdrückten.
Solche Unruhe hat ganz sicher auch unserer „Urururoma“ bewegt und es ist vollkommen undenkbar, dass dies spurlos an ihr und ihren Freunden vorbeigegangen sein könnte.
Mein angebotener Texttbeitrag gehört somit unbedingt in Euren Blog.
Mein „Fundstück“ stammt aus „Kladderadatsch vom 4. Februar 1861“ einer alten kritischen bis kabarettistischen Zeitung dieser Zeit, die mir ein guter Freund aus meiner Studienzeit als Kopie ins Postfach unseres verwaisten Lehrerzimmers legen ließ.
Danke an „Günther Wassmann“ !
Es ist ein spöttisches Gedicht auf die typischen, in vaterländischem Geiste schwärmenden Gäste dieser „Bierbude“ auf der Rudelsburg und wurde zur Erinnerung an ihre Gründung und dem was daraus wurde 1861 im Nachhinein veröffentlicht:
der ersten Trinkstube auf der Rudelsburg
Sitzt der edlen Ritter Zahl,
Köpfe glühn und Herzen klopfen –
Aechtes Vollblut jeder Tropfen,
Golden funkelt der Pocal.
Ach, warum bist du verweht,
Zeit des Schwertes, Zeit der Minne,
Da wir noch von dieser Zinne
Nieder in das Thal gespäht !
Wenn der Ruf erscholl durchs Schloß:
Unten auf geheimen Pfaden
Kommt ein Kaufherr, reich beladen –
Auf, ihr Edlen, schnell zu Roß !
Panzerklirren, Schwertesschlag !
Wie ein mächtig Ungewitter
Niedersausten Knapp‘ und Ritter –
Nieder mit dem Bürgerpack !
Silber legten wir und Gold
Zu der schönsten Fraue Füßen,
Und sie gab mit zaubersüßen
Küſſen uns den Minnesold.
Fluch der Hand, die das gethan !
Und wo einst die Schwerter schallten,
Und die Kaufherrn arglos wallten,
Rasselt heut die Eisenbahn.
Ach, wie bist du jetzt so fern,
Da nur wir des Thrones Stützen,
Wir berufen nur, zu schützen
Unsern königlichen Herrn.
Wo wir frei und ungestört
Geist der alten Zeiten schlürfen,
Fechten und auch – trotzen dürfen,
Wenn sich unser Herz empört.
Brüder, greifet zum Pocal !
Die Devise unsrer Fahnen :
Hoch der Adel, hoch die Ahnen,
Hoch der Damascener-Stahl!
Na, Ihr Enkel, habt Ihr es vollständig gelesen und die Schwärmerei bis zum Ende durchgestanden?
Wer jetzt noch immer nicht weiß was „Vaterland“ gewesen ist und bedeutet hat, der muss wohl oder übel noch einmal „von oben“ anfangen. Vielleicht vorweg 1 Humpen güldenen Weines? Könnte helfen.
Euer Krischan, 13.05.2021
Willst Du von hier wieder zurück in unseren „Finde-Index“ und weißt im Moment nicht wie ?
Schau nach unter „Tipps: # 3 (zum Findex)“