.
Einen schönen Tag wünsche ich Euch auf Eurem Blog.
Henrietta hat mich eingeladen und Concierge hat zugestimmt, dass ich auf “omas-jahre.de” künftig Beiträge aus dem umfangreichen Nachlass der böhmischen Kochbuchautorin Magdalena Dobromila Rettigová (31.1.1785 – 5.8.1845) veröffentliche.
Ich freue mich, dass ich bei Euch mitmachen kann.
„Die Hausköchin ….“, ihr wohl bekanntestes Buch, hat sie seit 1826 in immer neuen Auflagen auf den Markt gebracht und es heißt vom Verleger, dass die Ausgaben jeweils schnellstens verkauft waren und nachgedruckt werden mussten.
Über „die Rettigová“ (bekannter unter ihrem deutschen Namen Rettig) ist im Internet eigentlich alles Wichtige ausführlich niedergeschrieben, aus den Vorworten der Auflagen geht auch hervor, dass an den Inhalten immer weiter gearbeitet wurde – bald nach ihrem Tode macht z.B. Antonia Dusanek weiter, die zuvor bei ihr das Handwerk der Köchin erlernt hatte.
Der Verleger konnte sie dazu bewegen – natürlich mit ihm zusammen und unter seiner Regie – das Gesamtwerk immer wieder neu zu überarbeiten, zu verändern und vermehren (wie es früher so schön gehießen hat).
Ich möchte abschließend erwähnen, dass Frau Rettig ein Kochbuch für Hausfrauen über klassische Hausmannskost verfassen wollte, kein spezifisch für den gehobenen Bürgerhaushalt geprägtes Handbuch. Davon war der Markt bereits seit Ende des 18. Jahrhundert überschwemmt.
Magdalena Rettig war zutiefst davon überzeugt, dass eine verantwortungsbewusste Hausfrau unbedingt das Handwerk der Köchin selbst verstehen und praktisch ausüben können müsse; ansonsten würde sie sich wehrlos den interessensgesteuerten Künsten und dem höchst individuellen Geschmack ihrer Angestellten ausliefern und womöglich sogar leichtfertig die Kontrolle über den Haushalt und die Haushaltsbuchführung abgeben.
Ihr werdet hier also immer mal wieder sehen, was Magdalena D. Rettig unter einfacher Küche und Hausmannskost verstand und was ihre Nachfolgerinnen später aus ihrem Küchenerbe noch entwickelt haben.
Meine Urgroßmutter hat mir die 4. Auflage aus dem Jahre 1843 hinterlassen (einen Nachdruck der damals schnell vergriffenen Auflage aus dem Jahre 1842 und die letzte Ausgabe, die noch zu Lebzeiten der Verfasserin herausgegeben wurde). Diesem Exemplar sieht man das Alter sehr und Nutzung deutlich an. Ich hebe es gut verpackt (sicher vor Stockflecken), wie es meine Vorfahren auch taten, für spätere Generationen auf, damit es das 200. Jubiläum auf jeden Fall noch vollständig und unbeschädigt erlebt.
Von meiner Schwiegermutter erhielt ich vor etlichen Jahrzehnten die umfangreichere 10. Auflage des Jahres 1870, die der Verleger mit Hilfe der vorgenannten Schülerin Dusanek 25 Jahre nach dem Ableben von Frau Rettig herausgegeben hat. Dieses Exemplar habe ich vor Jahren an meine Tochter weitergereicht und mir für Euch bei Schlich, Antikvariát Valentinska in 170 00 Praha 7 ein zusätzliches gekauft und aus welchem ich Euch zukünftig etliche österreich-ungarisch-böhmische Küchenrezepte vorstelle.
Schlussendlich möchte ich noch anmerken, dass ich sehr überrascht war, dass sich sehr viele uralte Rezepte, die Frau Rettig und ihre Nachfolgerin aufgeschrieben haben, noch heute in Kochbüchern und sogar im Internet wiederfinden lassen. Natürlich immer leicht abgewandelt und der Zeit angepasst.
Wie z.B. „Geselchtes auf Kraut“ bei Chefkoch, welches in der 10. Auflage von 1870 auf Seite 102 als „Nro. 36 nach den Standards der damaligen Zeit als “Sauerkraut gebacken“ vorgestellt ist und so beinahe unverändert in den Jahrzehnten davor in früheren Ausgaben ebenfalls vorkam.
Eure Žofie Němcová (* 26.5.1947 in Praha)
