1. Januar 1831
Es brennt zu Neujahr in Neustrelitz
Der erste Morgen des neuen Jahres war für uns kein erfreulicher.
Etwa gegen 5 Uhr schreckte das Rasseln der Trommeln, das Lärmblasen der Hornisten unsrer Garnison und der Feuerruf der Nachtwächter, die friedlichen Bewohner der Residenz aus den sanften oder wilden Träumen der Sylvesternacht.
Der Giebel und das Sparrwerk des Kaufmann Lübkeschen Hauses in der Glambecker Straße stand in lichten Flammen und nur der regen Thätigkeit der herzuströmenden Residenzbewohner, welche von einer totalen Windstille begünstigt wurde, haben wir es zu verdanken, daß die Wuth des zerstörendes Elements nicht weiter um sich griff und sich nur auf die Vernichtung des oberen Stockwerks beschränkte.
Unsere Lösch-Anstalten haben sich bei dieser Gelegenheit eben nicht im glänzensten Lichte gezeigt. Es dauerte eine artige Weile, ehe das Sprützenhaus geöffnet ward und die Sprützen mobil gemacht werden konnten; auch fehlte es am nöthigsten, an Wasser.
Sehr wünschenswerth bleibt es, daß auch bei uns, nach dem Muster der größeren Städte, eine eigene Rettungs-Kompagnie gebildet und alle unnützen Gähnaffen, so wie die heulenden Weiber und Kinder und die guten Seelen, so das Gewerbe der langen Finger treiben, vom Schauplatz der Gefahr energisch entfernt würden.
Die rege Theilnahme unsers Militärs unter der umsichtigen Leitung seines würdigen Chefs, des Hrn. Oberstlieutenants v. Wenkstern, so wie die Schnelligkeit, womit die Sprützen unsrer Altstrelitzer Nachbarn uns zu Hülfe eilten, verdient übrigens eine öffentliche Anerkennung und unsern wärmsten Dank.
Fund: „Freimüthiges Abendblatt No.627, 07.1.1831“
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