Die „Deutsche Staatsbürger-Zeitung“ veröffentliche 1896 eine Inseration zum Thema „Dienstmädchen-Kalamität“ , die zu mildern oder zu beheben sich der „Fröbel-Oberlin-Verein“ in Berlin zur Aufgabe machte und deshalb eine wohlbeleumdete Schulstätte in Berlin gründete, in welcher bis dato so um die 200 junge Mädchen jährlich zu ehrbaren, willigen und folgsamen Jungfern, Kinder-, Haus- und Dienstmädchen ausgebildet wurden, die auch – auf eigenen Wunsch – kostenlos (für die Ausgebildeten) in herrschaftliche Haushalte vermittelte wurden.
Der „Fröbel-Oberlin-Verein“ genoss einen untadeligen Ruf und die dort ausgebildeten jungen Mädchen hatten hierüber einen erstklassigen Start in ihren Beruf.
Für die damalige Zeit ein großes Plus, um jungen Frauen zumindest einen akkuraten Start das eigene Berufsleben zu ermöglichen. Selbst- und eigenständig waren die jungen Frauen nicht, aber zumindest gehörten sie durch sehr gute Ausbildung und den Leumund des Vereins nicht mehr zur unteren Klasse des Hauspersonals.
Zu jener Zeit, als Hauspersonal dünn gesät und dadurch sehr gesucht und auch umworben war, ein unerhört wichtiger Vorteil. Sozusagen die Polposition unter den Dienstleuten.
In jener Zeit gab es bereits Headhunter, die davon zu leben versuchten, gutes Hauspersonal aus jeglichen Haushalten durch verlockend klingende Versprechen abzuwerben und für das eigene herrschaftliche Klientel zu gewinnen.
Die Hausmädchenschule
des
Fröbel-Oberlin-Vereins zu Berlin
Wilhelm-Straße 10
Vorsteherin: Frau Erna Grauenhorst
bildet junge Mädchen, Töchter ehrbarer Eltern, sowohl zu dem eigenen häuslichen Beruf, wie auch zur Annahme von Stellen in besseren herrschaftlichen Häusern als besseres Hausmädchen oder Jungfer vor.
Unsere Hausmädchenschule, welche seit 5 Jahren besteht und sich als dringendes Bedürfniß zur Beseitigung der Dienstmädchen-Kalamität erwiesen hat, verfolgt durchaus nicht den Zweck, die jungen Mädchen vom Landdienst ab und in die Stadt zu ziehen. Im Gegenteil, unsere Schule darf das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, den herrschaftlichen Hausfrauen auf dem Lande gute Haus- und Stubenmädchen, welche zu diesem Beruf durch eine gute Schulung vorbereitet wurden, wieder zugeführt zu haben.
Bei der großen Dienstmädchennoth auf dem Lande gehen uns täglich aus allen Theilen Deutschlands wie auch aus dem Auslande Anfragen nach Hausmädchen zu. Viele hundert von Familien des Landadels und der ländlichen Pfarrhäuser haben aus unserer Schule Mädchen erhalten, die sich gut bewährt haben oder solche Töchter, welche sich für ihren künftigen Beruf als Hausfrau vorbilden wollen, finden Aufnahme.
Der Lehrplan der Hausmädchenschule umfaßt:
Abtheilung I:
Für die Ausbildung zur Jungfer !
Glanzplätten, Feinstopfen, Behandlung der Spitzenwäsche, Schneidern, Frisiren, Tischdecken, Anstandslehre, Zimmerreinigen.
Abtheilung II:
Für die Ausbildung zum besseren Hausmädchen:
Serviren und Tischdecken, Frisiren, Plätten, Zimmerreinigen, Maschinenähen, Anstandslehre zur Aneignung guter Manieren.
Das Lehrhonorar beträgt für den ganzen Kursus in der ersten Abtheilung 30 Mark, in der zweiten Abtheilung 25 Mark.
Außerhalb wohnende erhalten im Vereinshause billige Pension.
Die Aufnahme neuer Schülerinnen findet an jedem ersten und fünfzehnten im Monat statt.
Jeder Schülerin, welche nach beendigtem Kursus eine Stelle wünscht, kann solche verbürgt werden.
Anmeldungen nimmt entgegen die Vorsteherin mit vollständigem Lehrplan gratis und franko.
Ausbildung von Kinderfräulein.
Junge Mädchen mit besserer Schulbildung und guter häuslicher Erziehung können sich zur Ausbildung zum Kinderfräulein anmelden. Der Lehrkursus währt 3 Monat, das Lehrhonorar beträgt für den ganzen Lehrkursus 30 Mark.
An jedem ersten und fünfzehnten im Monat werden neue Schülerinnen ausgenommen. Solche, die von außerhalb kommen, können in unserem Hause billige Pension erhalten.
Der Lehrplan umfaßt:
Kinderpflege, Erziehungspflege, Fröbel’sche Beschäftigungsspiele, Anfertigen von Kinderkleidern, Glanzplätten.
Nach beendigtem Lehrkursus erhält jede Schülerin durch uns eine Stellung als Kinderfräulein in einem guten herrschaftlichen Hause nachgewiesen.
Anmeldungen nimmt entgegen die Vorsteherin entgegen.
– – – – – Prospekte franko und gratis – – – – –
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