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Bei dem Caroussel, welches am 18. März d. J. zum Besten nothleidender Arbeiterfamilien in der Wiener K+K-Hofreitschule abgehalten wird, erscheinen im Zuge ….
…. als Ritter mit ihren Damen:
Erzherzog Albrecht und Fürstin Auersperg
Erzherzog Ludwig Viktor und Gräfin Bucquoi
Erzherzog Wilhelm und Fürstin Hohenlohe-Trautmannsdorff
Erzherzog Leopold und Baronin Stauffenberg
Fürst Kinsky und Gräfin Klaudine Hohenstein
Fürst Auersperg und Gräfin Hohenstein
…. als Sarazenen mit ihren Sutaninnen:
Herzog von Württemberg und Fürstin Kinsky
Prinz von Baden und Fürstin Fanny Liechtenstein
Fürst Georg Lobkowitz und Fürstin Nako
Fürst Egon Taxis und Fürstin Helene Taxis
Fürst Paul Metternich und Gräfin Erdöny
Fürst Trauttmanndorff und Gräfin Hoyos
Na, da sag mal einer, dass sich die bessere Gesellschaft nicht um das Wohl der niederen Stände und Tagelöhner kümmert. Schließlich sind ausgerechnet diese die wirklichen (ahnungslosen) Leistungsträger der Wirtschaft. Ohne sie klappt realistisch gesehen wirklich rein gar nichts und die, die sich für besser halten, müssten doch tatsächlich ihren Kram selbst erledigen und ihren Müll selbst beseitigen.
Ein Ratschlag meiner österreich-ungarischen Urgroßmutter – wirklich aus ehemals gutem Hause und heile durch 2 Weltkriege gekommen: “Geht anständig mit Eurem Personal um, der Tag, an dem ihr es unbedingt braucht, kommt schneller als ihr es ahnt!”
Kai (Bernsdorf), 02.08.2021
2 comments
Meine Hochachtung!
Kais Urgroßmutter hat den Nagel auf den Kopf getroffen. “Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Thalers nicht wert.” ist eine direkte Entsprechung und wer würde bei angemessener Würdigung dieser Werteaussage nicht zustimmen, dass die Basis aller Vermögen die wirtschaftlich effektive Nutzung unerschöpflicher Arbeitskraft der “kleinen Leute” ist, die letztlich das Fundament allen Reichtums bilden. Der “kleinen Leute”, die unfähig sind, sich nachhaltig zu einer gleichwertigen Gegenmacht zu verbinden. Die sozialen Gedanken der Bauernkriege und die von fatal egoistisch agierenden Anführern geleiteten Feldzüge der Teilnehmer derselben zeigen am deutlichsten, dass “das gemeine Volk” zwar aufmuckt, dann ziellos um sich schlägt, in der Konsequenz aber machtlos ist und bleibt.
Doch – da stimme ich mit Kais Urgroßmutter widerspruchslos überein – die konsequente aber minimalistische Erbringung der zum Überleben zu leistenden Dienste “nach Vorschrift” sind eine stille Wehrhaftigkeit, die die “kleinen Leute” durchhalten. Die totale Versagung der Befehlsausführung und einer geforderten Hilfe im Katastrophenfall, seit jeher auf Kosten und Gesundheit des Dienstpersonals, gibt diesem eine beständige Hoffnung, sich zu gegebener Zeit oder eines Tages ausreichend für erlittenes Unbill rächen zu können.
Doch möchte ich mich nachträglich und sehr weit rückwärts blickend bedanken, dass die gehobene Gesellschaft früherer Jahrhunderte die Armen und damit auch meine Vorfahren offenbar nicht ganz und gar vergessen und übersehen hat.
Wo wäre ich sonst heute?
Gibt es eine Bestätigung über das erzielte Ergebnis dieser Karussell-Veranstaltung ?
Wieviel des gesammelten Geldes erhielten die Geringverdiener und wer verteilte es?