Über die Jahrzehnte wurden solche Vorworte und sogenannte Anweisungen den Kochbüchern und Anweisungen zur Hauswirthschaft vorangestellt.
Gelegentlich wurde noch ganz ausdrücklich hervorgehoben, dass die Autorin von Freunden und Förderern regelrecht überredet, ja massiv gedrängt wurde, das Druckwerk zu verfassen und veröffentlichen zu lassen.
War die Autorin über die Vorbereitungsarbeiten verstorben, ehe ihre Arbeit beendet werden konnte, machte sich der Verleger daran die Arbeiten zu beenden. In fast allen Fällen waren die Autorinnen an Verträge gefesselt, denn sie hatten Vorschüsse angenommen und mussten von Stund an die Arbeiten über etliche Ausgaben hinweg immer verbessern und überarbeiten.
Ihr Verdient war mager und nicht selten waren die Erben noch damit beschäftigt die ausstehenden – aber bereits honorierten – Auflage aus den hinterlassenen Manuskripten der Verblichenen abzuarbeiten.
Tja, die gute, alte Zeit war überhaupt nicht rosarot, schon gar nicht durchgehend himmelblau und himmelhochjauchzend war damals bestimmt nichts. Das 19. Jh. war von kriegerischen Auseinandersetzungen, Ständewesen und Gesellschaftsdünkeln beherrscht, das19. Jh. hatte vorwiegend für einfache Leute reichlich Tücken. Diese bestanden nicht selten aus Spitzfindigkeiten, die nicht von den auch uns sprichwörtlich gut bekannten „schlechten Eltern“ waren und denen der zum Gehorsam erzogene, artige Normaluntertan nicht gewachsen war.
Vorwort
Der oberste Grundsatz aller Kochkunst ist der, mit möglichst wenig Aufwand von Geld und Zeit eine gesunde, nahr- und schmackhafte Kost herzustellen.
Und der Wert eines Kochbuches besteht in der Erfüllung dieses Grundsatzes. D.h. Ein Kochbuch muß in klarer, leicht faßlicher Form der jungen Hausfrau oder angehenden Köchin – selbst ohne Vorkenntnisse – die praktische Anleitung zur Herstellung einer solchen Kost geben.
Diesen Zweck eines Kochbuches zu erfüllen, habe ich mich in meinem Buche nach besten Kräften bestrebt. Da dasselbe speziell für den Mittelstand bestimmt ist, so sind auch die sorglich ausprobirten Regeln durchgängig einer guten Hausmannskost entsprechend ausgewählt.
Und läßt die junge Hausfrau bei Zubereitung der an geführten Gerichte die nötige Ordnung, Sauberkeit und Sorgsamkeit walten und vertieft sich mit Liebe in das Studium dieses getreuen Ratgebers in ihrer Küche, so wird derselbe sicher dazu beitragen, das Glück und Behagen des jungen Haushalts zu erhöhen und zu erhalten, denn bekanntlich geht ja bei den Männern die Liebe – durch den Magen, und nichts vermag den Ehemann so ans Daheim zu fesseln – materiell wie die Männern nun einmal sind – als eine wohlzubereitete, schmackhafte Mahlzeit.
Deshalb wünsche ich einer jeden jungen Hausfrau, die dieses Büchlein zur Hand nimmt und sich bei ihm Rats holt, daß der Mann mit Ueberzeugung von ihr sage: Meine Frau kocht am besten!
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