Bernd, ein Bekannter, besitzt eine ganze Reihe dicker Wälzer aus dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts.
Darin stehen Artikel über deutsches Volkstum, deutsches Denken, deutschen Stolz und deutsches Fühlen, die für die deutsche Gesellschaft auf ihrem Höhepunkt des Wohlgefühls – Jahre vor dem ersten Weltkrieg – veröffentlicht wurden.
Kaiser, niedriger und Hochadel, noble Gesellschaft, Wissenschaft, Mode, Küche, Kolonien, Wehrmacht, Marine, Erfindungen, schriftstellerisches Wirken usw, usw. kommen darin keineswegs zu kurz.
Heute würde man diesen journalistischen Stil, aber auch die bemühten Leserbriefe nicht nur nicht mehr verstehen, man würde – unvorbereitet – eine solche Literatur vermutlich verdutzt auf den Tisch legen und sich die Augen reiben.
Aus dieser, bis in alle Poren durchlauchten Zeit stammt dieses kurze, typisch zeitgenössische Gedicht.
Zieht es Euch rein. Es muss wirklich sein.
Von Johannes Kruse
Weihnachtszauber sieht mich wieder
Mit den blauen Augen an;
Engel fliegen sacht hernieder,
Fromme süße Christkindlieder
Ziehn mich jauchzend himmelan.
Bunte duft’ge Tannenbäume
Hauchen in die Nacht hinein;
Und im Herz erwachen Träume
Wenn die dunklen, stillen träume
Strahlen hell im Kerzenschein.
Kindesahnen, – lang verronnen!
Kinderglauben, – lang verweht!
Wieder rauscht der Lebensbronnen
Durch die Brust mit heil’gen Wonnen,
Und mein Herz wird ganz Gebet.
Tja, so schrieb man sich die “aufwallenden Gefühle” früher von der Seele.
Euer A.P., 12.12.2020
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