Home Omas Rezepte um 1800 – Rumford’sche Suppe für Jedermann

um 1800 – Rumford’sche Suppe für Jedermann

by de olde Grotmüdders

Aus Bayern hat uns dieses Rezept erreicht, wie es bereits damals in einfachen Gasthäusern zur Tagesspeisung (heute als Tagesgericht bekannt)  Gästen  mit schmalem Geldbeutel aufgetischt wurde.
Aber auch in gemeinnützigen Volksküchen, wie sie die Obrigkeiten immer wieder einrichteten – insbesondere auch zu herrschaftlichen Anlässen, kam sie in die Teller, um das hungrige Volk zu beköstigen.
Das vom römischen Dichter Juvenal in die Welt gesetzte Motto und von Regierungen bis heute gepflegte Motto „Brot und Spiele“ war immer wichtig, um „Ruhe als eine der ersten Bürgerpflichten“  (noch vor der Wehrpflicht)  im Staate zu erhalten.

Mit dieser Mahlzeit bekam man das Volk jederzeit billig satt und zufrieden und schaffte eine Idee für „Start Ups“ in eine bescheidene Selbstständigkeit, die den Fleißigen sogar zufrieden machen konnte.
Besonders pfiffige Bürger mussten auch damals Möglichkeiten bekommen, ihre Lebensumstände zu verbessern, sonst würden sie murren, was im Ernstfall sogar in Aufsässigkeiten enden könnte.
Da war es für die Obrigkeit  in vielfältiger Weise preiswert und von Vorteil,  allerorten Garküchen eröffnen zu lassen, was nebenher so manchen Gulden an Steuermehreinnahmen in die Kassen der Herrschaft spülte und damit den Bau derer  Lustgärten und Jagdschlösser unterstütze.
Kam damals vielleicht wieder der lange vergessene Gedanke einer „win-win-Situation“ auf?

Hier das Rezept für die Rumford’sche Suppe eines Kochbuchs des Zeitensprungs aus dem von Ständebewusstsein und strenger Leibeigenschaft geprägten 18. Jahrhundert hinüber ins kriegerische, erfinderische  19. Jahrhundert: 
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Für eine Familie von 7 Personen wird auf einen Tag zur Suppe gebraucht:

Gersten und Erbsen jedes ……………..  22 Loth
Kartoffeln, (Erdbirn)  – 2Pf  ……… 10 Loth
Schwein-Fleisch  …………………………..  8 Loth
Salz, wenn es nicht sehr scharf ist   6 Loth
Bier- (nicht Wein) Essig ………………. 16 Loth
Wasser 6 bis 7 Quart –  10 Pf. 

Die Zubereitungsart dieser Suppe ist folgende:
Abends vorher werden die Erbsen und Gerste in einen Bodenhafen oder Topf gethan, und das Wasser darauf gegossen, damit sie weichen.
Wenn man nun den folgenden Tag um 12 Uhr essen will, so muß unter diesen Topf Morgens vorher um 7 Uhr Feuer gemacht, und der Topf muß mit einem darauf passenden Deckel, so fest als möglich, zugedeckt werden.
Alsdenn richtet man die Kohlen in eine Ecke des Heerds, und sieht immer darauf, daß das Feuer nicht neben herum, sondern gerade unter den Bodenhafen kommt; auch, wenn es einmal im Kochen ist, darf das Feuer nicht mehr stark seyn, sondern man muß nur wenig nachschüren.
Ein flacher, Topf, wenn er zur schließt, erfordert weniger Feuerung, als ein tiefer von demselben Inhalte.
Wenn die Gerste und Erbsen 2 und 1/2 Stunde langsam gekocht haben, werden die Kartoffeln, nachdem sie geschält, sind, hinein gethan, wie auch das Salz.
Nach einer Stunde wird das Fleisch oder der Speck in ganz kleine Würfel geschnitten und auch dazu gethan.
Eine Viertelstunde vor dem Anrichten gießt mag den Essig dazu.
Das Brod wird in kleine Würfel geschnitten und gedörrt, oder im Fett geröstet, in die Schüssel gethan und die Suppe darüber angerichtet.
Dieß Dörren oder Rösten des Brods geschieht deßwegen, damit es nicht weich, und das zur bessern Verdauung nothwendige Kauen der Speise dadurch befördert werde.
Während dem Kochen muß die Suppe öfters umgerührt werden, damit sie nicht anbrenne und auch so viel besser gemischt werde.
Je näher die Speise einem Brey kommt, desto nährender ist sie. Wer sie aber mehr suppenartig haben will, kann ein Zehntel mehr Wasser nehmen, als vorgeschrieben ist.
Wenn der Deckel von dem Topfe gut schließt, werden von 15 Pfund 10 Loth nicht mehr als 1 Pfund 10 Loth verkochen, und 7 Personen, jede 2 Pfund von dieser Speise haben; welches mehr ist, als sie verzehren können.
Es ist vollkommen unnütz und bloße Verschwendung, noch überdem Brod dazu zu essen, da diese Speise Brod enthält und ihrer Nahrhaftigkeit nichts hinzugethan werden kann.

Diese Suppe wird durch das Hinzuthun des Salzes und Essigs, und im Verhältniß mit der kleinen Portion, auf eine unglaubliche Art, durch das darein gehackte Fleisch und Speck, schmackhaft; nur muß sie reinlich und sorgfältig zubereitet werden, auch lange, wenigstens 5 bis 6 Stunden, kochen.

Sie kann auf mannigfaltige Weise verändert werden:
Weiße Bohnen, grüne Erbsen, Wurzeln, weißes Kraut und Rüben können, den Jahreszeiten gemäß mit einander abwechseln; auch können Suppen, Kräuter daran gethan werden.
Gersten und Kartoffeln bleiben aber immer die Hauptzuthaten, welche nie weggelassen werden dürfen.
Ferner kann man statt des Specks oder Schweinefleisches geräuchertes oder frisches Ochsenfleisch nehmen. An Fasttagen oder wenn man kein Fleisch hat, können Zwiebeln, recht fein geschnitten und in Fett geröstet, dazu gebraucht werden.

Mit dieser Anweisung hat es nun nicht die Meinung, daß jeder Dürftige oder jede dürftige Familie sie sich selbst nach dieser Anweisung bereiten solle.
Nein, das würde zu viele Zeit von der Arbeit rauben, noch mehr aber würde es für einzelne Personen zu viele Feuerung kosten: denn sie muß in einiger Menge bey langsamem eingeschlossenen Kohlenfeuer gekocht, und es muß beym Kochen öfters nachgesehen werden.
Höchstens könnte eine Familie im Winter, wo man ohnedem stärker feuert, und also auch mehr glühende Kohlen hat, sie sich selbst kochen.

Außerdem ist es rathsamer, daß

1stens entweder eine Person sich damit abgebe und darauf verlege, die aufs Kochen sich schon etwas versteht und gerne einen erlaubten Erwerb sich damit verschaffen möchte.

Oder 2tens könnte ein Speisewirth oder eine Speisewirthin, die ohnehin schon bisher in Gewohnheit hatten, allerley Arbeitsleuten für ein billiges Geld täglich eine Suppe oder andre Speise bereit zu halten und bey sich abholen zu lassen, diese, sage ich, könnten denn auch diese Suppe, als eine der allerwohlfeilsten und doch angenehm sättigendesten Speise, in Vorrath bereiten.

Oder 3tens, es kann in einer oberherrlich veranstalteten öffentlichen Garküche dafür gesorgt werden, wie solches bereits bisher in München, Hamburg, hier und andern Orten geschehen, und in Parts auch nachgeahmt worden ist.

In München erhielten 1200 Menschen jeder eine Portion solcher Suppe, die zur Sättigung hinreicht, und wovon die Portion, (mit Inbegriff der Ausgabe für Mägde, Bediente, für Brennholz und Reparatur des Koch- und andern Geschirrs,) kaum ohngefähr 2 bis 3 Kreuzer kostet.

Wenn man sich nun diese Portion zu 4-5 Kr. bezahlen läßt; so kann der Dürftige und der solche Suppe bereitet und verkauft, vollkommen zufrieden seyn.

Damals verfasst von der guten S.J.Weiler und endlich am 02.05.2021 von Eugenie für diesen Blog umgeschrieben und veröffentlicht.

 


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